Heathrow auf Terror-Festplatte

Dass in letzter Minute ein Anschlag auf den Londoner Flughafen vereitelt wurde, mutmaßt die „Times“, doch genauer nachgefragt, war die Gefahr wohl nicht so akut

LONDON taz ■ Die britische Polizei soll in letzter Sekunde einen Anschlag auf den Londoner Flughafen Heathrow vereitelt haben, nachdem sie Hinweise vom pakistanischen Geheimdienst erhielt. Das behauptet jedenfalls die Times. Das Blatt schrieb gestern, der mutmaßliche Al-Qaida-Mann Muhammad Naeem Noor Khan, der vorigen Monat in Lahore festgenommen wurde, habe Pläne und Fotos von Heathrow auf seinem Computer gespeichert. Khan soll in den letzten Jahren sechsmal nach Großbritannien gereist sein.

Dort soll er sich laut Times mehrmals mit Abu Musa al-Hindi alias Bilal, dem Chef einer britischen Al-Qaida-Zelle, getroffen und ihm den Auftrag übergeben haben, den Flughafen anzugreifen. Bilal ist vorgestern mit elf weiteren Männern bei Razzien in London, Luton und Blackburn festgenommen worden.

Pakistans Innenminister Faisal Saleh Hayyat bestritt, dass seine Regierung irgendwelche Informationen an London weitergegeben hat. In Pakistan wisse man nichts von einem geplanten Anschlag auf Heathrow, sagte er. Die BBC berichtete, dass die Pläne und Fotos, die man bei Khan gefunden hat, bereits drei oder vier Jahre alt seien.

Die britische Regierung hält den Times-Bericht ebenfalls für weit hergeholt. Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte, man würde die Öffentlichkeit informieren, lägen spezifische Informationen über einen geplanten Terrorakt vor. Unterhauspräsident Peter Hain sagte der BBC, die Bevölkerung solle zwar wachsam bleiben, aber sich keine unnötigen Sorgen machen: „Wir müssen unbedingt die Bemühungen der Polizei unterstützen, damit wir jegliche Al-Qaida-Aktivität von Anfang an unterbinden können.“ Ein Sprecher der Flughafenverwaltung sagte, er habe keine Anweisungen für erhöhte Alarmbereitschaft erhalten. Die seit vorigem Jahr verschärften Sicherheitsvorkehrungen würden beibehalten.

Im Februar 2003 hatte die Regierung Panzer sowie mehr als 2.000 Einsatzkräfte vorübergehend in Heathrow stationiert, nachdem bekannt geworden war, dass al-Qaida einen Sprengstoffanschlag auf ein Flugzeug plane. Anfang dieses Jahres strich British Airways einige Flüge nach Washington und Saudi-Arabien. RALF SOTSCHECK