Roma-Theater am Ende

Die einzige kulturelle Struktur der Roma in Europa hat den Umzug nach Köln nicht überlebt. Das Pralipe muss hochverschuldet Insolvenz anmelden. Die Fördergelder des Landes sind eingefroren

Wir haben die Gefahren der Selbstständigkeit unterschätzt

VON PETER ORTMANN

Theaterchef Rahin Burhan ist zerknirscht. „Wir haben was falsch gemacht“, sagt er. Das Roma-Theater Pralipe in Köln ist pleite und wird Insolvenz anmelden. „Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht“, sagt Michael Krone, der ehemalige Geschäftsführer der Bühne, die in einem Jahr Hunderttausende Euro Schulden aufgehäuft haben soll. Ursache für die Finanzmisere seien nicht fehlende Zuschauer, sondern die laufenden Kosten gewesen. Zusätzlich sei in diesem Jahr eine geplante hoch dotierte Gastspielreise in Spanien geplatzt. „Wir haben die Gefahren der Selbstständigkeit unterschätzt“, gibt Krone auf Korsika zu.

Die Stadt Köln würde Pralipe gerne halten. „Wir haben schon früh mit Bund und Land lange Gespräche geführt“, sagt Gisela Deckart, Theaterreferentin im Kulturamt der Stadt. Die Stadt habe institutionell gefördert und 40.000 Euro für Projekte zur Verfügung gestellt. Doch frühestens 2006 sei eine institutionelle Förderung möglich.

Es sieht nicht so aus, als ob das hochverschuldete Roma-Theater dann noch existiert. Momentan dürfen die Fördergelder nicht fließen, da sie nicht in Projekte, sondern in die Taschen der Gläubiger wandern würden. „Uns sind mindestens 200.000 Euro Verbindlichkeiten bekannt“, sagt Wolfgang Hoffmann vom NRW-Kulturministerium. Er ist für die Förderung der Privattheater und der freien Szene zuständig. Die im Haushalt vorgesehene Fördersumme von rund 120.000 Euro sei noch reserviert. Zur Auszahlung komme es momentan nicht, dafür müsse erst ein vernünftiges Schulden-Abbaukonzept vorliegen und eine Perspektive für die Zukunft.

Vor mehr als 25 Jahren gründete der Regisseur Rahim Burhan in Skopje im ehemaligen Jugoslawien sein Roma-Theater Pralipe (Bruderschaft). Es entwickelte sich schnell zu einer erfolgreichen Gruppe, ging auf Tournee und wurde ausgezeichnet. Doch es regte sich politischer Widerstand, schließlich war das Theater in Mazedonien finanziell am Ende. Intendant Roberto Ciulli holte die Roma, die bereits bei ihm gastiert hatten, an das Mülheimer Theater an der Ruhr, hielt es mit seinen schmalen finanziellen Mitteln am Leben. Doch vor zwei Jahren musste man passen. „Irgendwann müssen sie auf eigenen Füßen stehen“, sagte Ciulli damals.