„Wir müssen optimistisch sein“

Der Friedensaktivist Kazuo Soda aus Japan ist in Köln, um am Aachener Weiher den Hiroshima-Nagasaki-Park einzuweihen. Er kämpft für eine atomwaffenfreie Welt

taz: Obwohl der Kalte Krieg vorbei ist, denken die Atommächte gar nicht daran, ihre nuklearen Arsenale zu vernichten. Müssen wir uns mit der Existenz von Atomwaffen abfinden?

Kazuo Soda: Der Mensch kann nicht mit Atomwaffen koexistieren. Die Bedrohung, die von ihnen ausgeht, gefährdet ernsthaft das Überleben der gesamten Menschheit und alles Leben auf der Erde. Die vollständige Abschaffung nuklearer Waffen ist die dringendste Aufgabe zur Sicherung eines friedlichen 21. Jahrhunderts.

Die Entwicklung sieht aber anders aus: Inzwischen wollen auch kleinere Staaten ihr politisches Gewicht mit der Entwicklung der Bombe erhöhen.

Richtig. Die wollen die Bombe allerdings nur, um im Konzert der Großen mitspielen zu können. Würden die Atommächte die nuklearen Arsenale abschaffen, gäbe es dieses Problem nicht mehr. Aber wir können nunmal nicht auf die Regierungen zählen. Im Grunde hängt es von den Friedensbewegungen ab.

Sie engagieren sich seit 30 Jahren als Friedensaktivist. Wie reagieren die Menschen auf Ihre Argumente für eine atomwaffenfreie Welt?

Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. In Europa habe ich noch nie jemanden getroffen, der nicht mit meinen Forderungen nach der Abschaffung von Atomwaffen übereingestimmt hätte. Bei einem Besuch in verschiedenen High Schools in Boston (USA) bin ich aber auch auf andere Meinungen gestoßen. Dort war Pearl Harbour in den Köpfen der jungen Menschen. Obwohl ich mich für diesen Angriff meines Landes entschuldigte, blieb der Tenor: Die Atombomben waren nötig, um den Zweiten Weltkrieg zu beenden.

Wenn die Befürworter von Atomwaffen schwer zu überzeugen bleiben. Wo sehen Sie dann die Hauptaufgabe ihrer Arbeit?

Junge Menschen müssen wissen, wie der Zweite Weltkrieg war. Wir müssen uns die großen Tragödien des letzten Jahrhunderts vor Augen halten. Ein Park wie der Hiroshima-Nagasaki-Park in Köln ist eine Basis für den Frieden – ein schöner Gegenentwurf zu all den Militärbasen in der Welt.

Sie glauben, das reicht?

Natürlich ist die totale Abrüstung von Nuklearwaffen zunächst ein idealistisches Ziel. Aber Friedensaktivisten müssen seit jeher auch Optimisten sein.Interview: Tobias Haucke