Besser gestellt, aber schlechter bezahlt

Von der Abschaffung des AiP profitiert nicht jeder Nachwuchsarzt. An vielen geht der Geldsegen vorbei. Entweder sind sie in der Finanzierung nicht berücksichtigt oder ihr Arbeitgeber lässt sie an den neuen Privilegien nicht teilhaben

Als Karrieresprungbrett gilt das Medizinstudium schon lange nicht mehr: „Ein IT-Ingenieur oder Unternehmensberater lacht sich doch kaputt über mich: Ich bin 30, habe ein abgeschlossenes Studium plus Promotion und schufte für 900 Euro netto“, sagt Peter Sperbach (Name geändert). Als „Arzt im Praktikum“ (AiP) in einem Berliner Vivantes-Klinikum hatte er die Abschaffung der AiP-Phase eigentlich begrüßt. Nun will ihn sein Arbeitgeber aber nicht an den neuen Privilegien teilhaben lassen: Vivantes will seine Ärzte im Praktikum auch als Assistenzärzte nur nach AiP-Tarif bezahlen. Die Jungmediziner würden also genauso wenig verdienen wie vorher, jedoch trotzdem die volle Verantwortung eines Assistenzarztes tragen. „Vivantes streicht bei den Kassen das Geld ein und gibt es nicht an die Mitarbeiter weiter – das ist schon ungeheuerlich“, sagt Sperbach.

Auch Philipp Kalk hat nichts von der Abschaffung des AiP: Seine Stelle am Virchow-Klinikum wird aus einem Drittmitteltopf für Medizinforschung bezahlt. Für ihn können die Mehrkosten einer Umstellung zum Assistenzarzt nicht bei der Krankenkasse geltend gemacht werden, die Verwaltung hat ihm deshalb nur eine halbe Stelle angeboten. „So verliere ich nur Zeit. Eine halbe Stelle wird natürlich auch nur zur Hälfte für meine Facharztweiterbildung anerkannt“, sagt Kalk. Ausgenommen von der Finanzierung durch die Kassen sind auch die Jungmediziner, die in niedergelassenen Praxen als „Arzt im Praktikum“ arbeiten. Die 18 betroffenen Berliner ÄiP werden sich demnach weiterhin für 900 Euro netto verdingen müssen, wenn sie ab Oktober nicht auf der Straße stehen wollen.

Aber auch die eigentlichen Profiteure der Abschaffung des AiP stehen in Berlin nicht gut da: Auf dem übersättigten Berliner Arbeitsmarkt konkurrieren die Uni-Abgänger jetzt mit ihren bereits berufserfahrenen Kollegen. „Ein Arbeitgeber nimmt natürlich lieber einen Arzt, der das AiP noch gemacht hat und damit schon anderthalb Jahre Berufserfahrung mitbringt“, sagt eine junge Ärztin. Jobs für Jungmediziner gibt es eigentlich nur noch im Umland: In den entlegenen Ecken Brandenburgs werden Ärzte noch dringend gesucht.ALENA SCHRÖDER