Hilfswerke: Spenden für Afrika zu gering

Bei „Gemeinsam für Afrika“ wollen die großen Hilfsorganisationen nicht mehr mitmachen. Denn ihnen kostet die Veranstaltung zu viel Mühe und bringt angeblich zu wenig ein. Zudem wüssten die Spender nicht, wohin ihr Geld geht

BERLIN taz ■ Hilfsorganisationen kämpfen hart um die Gunst von Spendern. Deshalb nehmen die großen Hilfswerke kein zweites Mal an der Aktion „Gemeinsam für Afrika“ teil. Im vergangenen Jahr nahm die Aktion 1,4 Millionen Euro an Spenden ein. Für Hilfswerke wie die Welthungerhilfe, die jährlich 30 Millionen Euro Spenden zusammenbekommen, sind das nur Peanuts.

„Gemeinsam für Afrika“ versucht mit Konzerten und anderen Veranstaltungen in Deutschland und Afrika Geld für gute Zwecke einzunehmen. Und während die Großen gehen, kommen die Kleinen. So ist die Organisation Oxfam in diesem Jahr das erste Mal dabei. „Für die Großen lohnt es sich offenbar nicht, für uns schon“, sagt Geschäftsführer Paul Bendix.

Auch die medienwirksamen Tanzauftritte Herbert Grönemeyers in afrikanischen Dörfern ändern nichts daran, dass einige Organisationen inhaltlich mit der Aktion nicht zufrieden waren. „Wir sind enttäuscht von den Medienberichten, die wenig substanziell waren“, sagt Kathrin Lempp von Ärzte ohne Grenzen. Mit so einer Aktion würde man Inhalte nur bedingt „rüberkriegen“, sagt auch Decker von der Caritas. Aus diesem Grund beteiligen sich in diesem Jahr nur noch 21 von ursprünglich 26 Organisationen an „Gemeinsam für Afrika“. Neben der Welthungerhilfe sind auch Unicef, Ärzte ohne Grenzen, Caritas und die Diakonie nicht mehr dabei. Und das, obwohl die seriöse Nachrichtensprecherin Anne Will und der BAP-Sänger Wolfgang Niedecken die Aktion unterstützen.

Das gemeinsame Spendenkonto ist ein weiterer Grund für das Ausbleiben in diesem Jahr. „Unsere Spender wollen wissen, für wen sie das Geld geben“, sagte Unicef-Sprecherin Helga Kuhn der taz. Maike Just von der „Deutschen Fundraising Company“, die die Aktion organisiert, weist jedoch darauf hin, dass insgesamt mehr Spenden eingenommen wurden, als es scheint. 7 Millionen Euro seien auf den Konten der einzelnen Organisationen eingegangen.

Ein weiteres Problem bei der Aktion scheint die Koordination sein. „An Bürokratie und Verwaltung steckt da so viel dahinter, dass wir dieses Mal nein gesagt haben“, sagt die Sprecherin von Caritas International Christine Decker. „Das war ein irrsinniger Abstimmungsbedarf und sehr zeitaufwändig“, bestätigt Ulrich Post von der Welthungerhilfe.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat als große Hilsorganisation bereits im vorigen Jahr bei „Gemeinsam für Afrika“ gefehlt. „Wir machen grundsätzlich bei solchen Bündnissen nicht mit“, sagt DRK-Sprecher Fredrik Barkenhammar. Sie hätten ihr eigenes internationales Netzwerk.

Laut Organisatorin Just hätte man bei „Gemeinsam für Afrika“ gern einen aktuellen Schwerpunkt zum Tschad und Sudan gesetzt. Das gehe jedoch nicht, weil nicht alle Organisationen in dem Gebiet aktiv seien. SASCHA TEGTMEIER