Schiiten trauern um al-Hakim

Hunderttausende Iraker machen die Beisetzung des am vergangenen Freitag in Nadschaf getöteten Schiitenführers zu einer Massendemonstration. In Bagdad werden bei Bombenanschlägen zwei US-Soldaten getötet und mehrere Iraker verletzt

NADSCHAF/BAGDAD afp/ap ■ Unter der Anteilnahme hunderttausender Gläubiger ist der Schiitenführer Mohammed Bakir al-Hakim im südirakischen Nadschaf beigesetzt worden. Der bei einem Bombenanschlag auf die Ali-Moschee getötete Ajatollah wurde gestern auf einem Platz im Herzen der heiligen Stadt begraben, wo nach seinem Willen eine neue Moschee gebaut werden soll.

Hunderttausende Anhänger hatten den dreitägigen Trauerzug von der Hauptstadt Bagdad aus über die den Schiiten heiligen Städte Kerbela und Kufa nach Nadschaf begleitet. Tausende schwer bewaffnete Kräfte entlang der Prozession sollten mögliche neue Anschläge verhindern. Neben der irakischen Polizei waren auch die Milizen mehrerer religiöser Gruppen im Einsatz, darunter die Badr-Brigaden des Obersten Rats der Islamischen Revolution (Sciri), der von Hakim geführt worden war.

Ein Meer aus roten und grünen Fahnen, die für den Enkel des Propheten Mohammed und den Koran stehen, wogte in sengender Hitze über dem Trauerzug. Gemäß der schiitischen Tradition geißelten sich die Trauernden den Oberkörper oder den Kopf. Bei den Massenversammlungen wurden Racheschwüre gegen Exmachthaber Saddam Hussein laut, aber auch Proteste gegen die US-Truppen im Irak, die für die mangelnde Sicherheit verantwortlich gemacht wurden. „Meine Glaubensbrüder, Söhne Iraks, unser verletztes Irak steht vor großen und gefährlichen Herausforderungen“, sagte Hakims Sohn, Mohammed Hussein Mohammed Said al-Hakim, während der Prozession.

Zwei Lastwagen und mehrere Container schützten Hakims Grabstätte vor dem Ansturm der Massen. Ein Lastwagen brachte die sterblichen Überreste des Ajatollahs ins Zentrum der heiligen Stadt. Hakim war am Freitag bei einem Attentat vor der Imam-Ali-Moschee in Nadschaf getötet worden, 82 weitere Menschen kamen dabei ums Leben. Der gemäßigte Schiitenführer lehnte die US-Besatzung im Irak ab, predigte jedoch keine Gewalt.

Gestern wurden bei der Explosion einer Autobombe nahe einer Bagdader Polizeistation zahlreiche Passanten verletzt, einer von ihnen schwer. Bereits am Montag waren bei einem Bombenanschlag im Süden der Hauptstadt zwei US-Militärpolizisten getötet worden. Ein weiterer Polizist wurde verletzt, als der Armeewagen auf einer Hauptstraße über einen Sprengsatz fuhr. Bei einem Hubschrauberabsturz bei Camp Dogwood nahe Bagdad wurden in der Nacht zum Dienstag zudem ein US-Soldat getötet, ein weiterer wurde verletzt.