theater
: Tief unter der Gürtellinie

Das Leben aus der Vögelperspektive betrachtet Peter Vollmer in seinem neuen Programm „Sex müsste man haben“, mit dem er diesen Monat im Eifelturm-Theater zu Gast ist. Erschreckende Einblicke in das Sexualleben deutscher Männer bekommt man da. Die „verkneifen sich aus Angst vor sexuellem Versagen bisweilen sogar das Onanieren“. Will sie oder will sie nicht? Wie unkompliziert ist doch vergleichsweise die erotische Welt der Pferde, wo willige Stuten unmissverständlich „mit den Schamlippen blinken“.

Schnell wird klar: Der Humor Vollmers ist zum Teil ganz tief unter der Gürtellinie angesiedelt. Trotzdem landet er beim Publikum einen Treffer nach dem andern. Der Grund dafür dürfte in der Präsentation liegen: Vollmer hat es wirklich voll drauf. Der Typ zieht seine beiden Halbzeiten in rasantem Tempo durch und betreibt den Persönlichkeits-Switch in Perfektion: Ob selbstverliebter Muckibuden-Macho, pensionierter Grubenarbeiter oder verklemmter Langzeitstudent – Vollmer persifliert die männlichen Stereotypen mit Mühelosigkeit und schauspielerischer Begabung.

Gerade seine körperliche Ausgangssituation kommt ihm dabei zugute: Vollmer ist ein Spargeltarzan. Seinen spackigen Look unterstreicht er durch ein Outfit der Marke „Bankangestellter im Singleclub“: Hemd mit Batikkringeln, Karottenhose und keck nach oben gegelte Igelspitzen-Frisur. Das verschafft ihm absolute Narrenfreiheit. Denn natürlich weiß man: So einer kann ja gar kein Macho sein.

Und Vollmer setzt nicht nur auf die Schenkelklopfer, sondern mischt immer wieder auch Geistreiches und Skurriles in sein Programm. Köstlich etwa der schwäbische Pfennigfuchser auf der Reeperbahn, der versucht, einer Prostituierten statt der geforderten 50 Euro eine Jahresnetzkarte für den Großraum Heilbronn anzudrehen. Und auch die Gesangseinlagen Vollmers überzeugen. Charmante Liedchen, mit denen sich der Kabarettist nicht als virtuoser Musiker profilieren möchte, sondern als großer Entertainer. „Er braucht mich für die Liebe, doch in Wirklichkeit liebt er nur mich allein“. Das „Zentralorgan des Mannes“ hat gesungen. Oliver Minck

„Sex müsste man haben“: 13.,14., 20., 21., 27., 28. 8 (20.30 Uhr) im Eifelturm, Eifelstr. 33, Karten: 0221/2801