Ausgangssperre in Sadr City

Regierung will Kämpfe eindämmen: Nach 16 Uhr soll im Bagdader Schiitenviertel Ruhe einkehren. Prediger al-Sadr lehnt Rückzug seiner Milizen aus Nadschaf ab

BERLIN rtr/afp/ap ■ Wegen des Aufruhrs der letzten Tage hat Iraks Interimsregierung gestern eine Ausgangssperre über den Bagdader Vorort Sadr City verhängt. Seit Tagen liefern sich Mahdi-Milizionäre des Predigers Muktada al-Sadr in dem Schiitenviertel Gefechte mit US-Truppen. Der Hausarrest gilt nach Angaben des Innenministeriums bis auf weiteres von 16 bis 8 Uhr.

Sadr lehnte gestern einen Abzug seiner Milizen aus der umkämpften Pilgerstadt Nadschaf ab. „Ich werde den Kampf fortsetzen. Ich werde in Nadschaf bleiben, bis der letzte Tropfen meines Blutes vergossen ist.“ Regierungschef Ijad Allawi forderte Sadr zu „ernsthaften Schritten in Richtung Verhandlungen“ auf. Voraussetzung sei die Einstellung der US-Bombardements. Allawi hatte bei einem Besuch in Nadschaf den bedingungslosen Rückzug der Milizen verlangt.

Die Kämpfe in Nadschaf dauerten gestern den fünften Tag an. Die US-Luftwaffe bombardierte zwei Stunden den Friedhof, wo sich Mahdi-Milizionäre verschanzt hielten. Einem Polizeioffizier zufolge versuchten die Milizionäre das Hauptquartier der Nationalgarde und mehrere Polizeireviere einzunehmen, konnten aber zurückgeschlagen werden. Das Krankenhaus registrierte von Sonntag bis gestern früh acht Tote und elf Verletzte.

Ein US-Militärsprecher sagte, US-Soldaten hätten seit vorigen Donnerstag in Nadschaf 360 Milizionäre getötet. Die US-Truppen suchten aber nicht gezielt nach Sadr. Verteidigungsminister Hasim al-Schaalan beschuldigte den Iran, den Konflikt in Nadschaf zu schüren. Bei Kämpfern der Mahdi-Armee seien iranische Waffen gefunden worden, sagte er dem Sender al-Arabia.

Der Sender zeigte gestern ein Video, auf dem Milizionäre mit einem entführten Polizeioffizier zu sehen waren. Die Entführer wollten die Freilassung inhaftierter Rebellen erzwingen.

Bei einem Selbstmordanschlag auf den Vize-Gouverneur der Provinz Dijala wurden gestern bei Bakuba sieben Polizisten getötet und 17 verletzt. Der Politiker wurde ebenfalls verletzt. In Nassirija setzten maskierte Angreifer nach Augenzeugenberichten die Büros von Allawis Partei in Brand. Die Büros der Einigkeitspartei brannten völlig aus. Verletzt wurde niemand.

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