Das Lächeln der Mona Lisa

Fritz Egners ehemaliger „Lockvogel“ Karen Webb moderiert ab Sonntag das Frauenmagazin „Mona Lisa“ (18 Uhr, ZDF). Das verjüngt, und schließlich gucken da schon heute 40 Prozent Männer zu

von MEIKE RÖHRIG

„Karen Webb ist eine wunderschöne Frau, die sehr viel Ausstrahlung besitzt“, schwärmt Redaktionsleiterin Barbara Dickmann. Nicht, dass das jetzt etwa Bedingung wäre für die Moderation des „renommierten Frauen-Magazins‚ ML – Mona Lisa‘“ (ZDF-O-Ton). Aber schaden kann es auch nichts: „Das Fernsehen lebt von Äußerlichkeiten“, räumte Dickmann bereits gegenüber dpa ein. Und auch wenn das Alter der Moderatorin keine Rolle gespielt habe: Die 32-jährige Webb, bisher von den Sat.1-Regionalnachrichten für Bayern und aus dem Wissenschaftsmagazin „Planetopia“ bekannt, moderiert ab Sonntag im Wechsel mit Martina Ruperti Deutschlands ältestes Frauenmagazin.

Was die blonde Deutsch-Britin über ihr „Perlweiss“-Lächeln hinaus für „ML Mona Lisa“ qualifiziert, bleibt einigermaßen unklar. Frauenpolitisches Engagement ist es jedenfalls nicht. „Ich bin eigentlich eine ganz normale Frau“, antwortet Webb auf die Fragen zur feministischen Grundstimmung. „Eine Alice Schwarzer bin ich auf keinen Fall, aber ich weiß, was ich will, und habe berufliche Ziele.“

Auf ihrer Homepage findet sich in der Webb-Biografie unter „Stationen“ an erster Stelle die Präsentation des neuen 7er-BMWs und auf Position 2 die Moderation bei Edmund Stoibers 60. Geburtstag. Das BWL-Studium brach das ehemalige Model zugunsten eines Volontariats bei „Franken Funk und Fernsehen“ ab. Es folgten verschiedene Stationen bei solchen Radio- und TV-Sendern, deren Gesprächspartner Jürgen Drews und Costa Cordalis heißen. Und der Durchbruch als Fritze Egners „Lockvogel“ bei „Vorsicht Kamera“.

Kurzum: Ein Lebenslauf, erfrischend anders als der früherer Moderatorinnen wie Maria von Welser oder Petra Gerster. Die Wahl der Kandidatin Webb ist entgegen anders-lautenden Beteuerungen vielleicht also doch der groß angelegten Verjüngung beim ZDF geschuldet: Nach den Experimenten mit „Bravo-TV“ und der „Barbara Schöneberger Show“ soll nun auch das 1988 aus der Taufe gehobene Schlachtschiff frauenpolitischer Berichterstattung moderner und frecher werden: Mit kürzeren und bunter gemischten Beiträgen sollen künftig neue Zuschauer gefesselt werden. Und damit Karen Webb gut ins Bild passt, gibt es auch eine neue Studiodekoration. Denn „Mona Lisa“ ist längst kein reines Frauenmagazin mehr, 40 Prozent Männer gucken mit. Und die sollen nach ZDF-Logik „Mona Lisa“ mit der neuen Moderatorin jetzt noch lieber einschalten.

Auch Webbs neuer Chef Ruprecht Eser, Leiter der Hauptredaktion Gesellschafts- und Bildungspolitik, sagt: „Ich freue mich, dass sie so aussieht, wie sie aussieht.“ Für tiefere Einblicke, auch mal im zartschwarzen Négligé, sorgt Karen Webbs eigene Internetseite (www.karenwebb.de). Angst, so auf ihr Äußeres reduziert zu werden, hat sie aber nicht. „Ich weiß, was ich kann“, sagt die leidenschaftliche Motorradfahrerin. Schließlich sei es beim Casting für „Mona Lisa“ keineswegs nur ums Lächeln gegangen.

Sie wird auch nicht nur moderieren, sondern eigene Beiträge drehen. „Ich will ein eigenes Profil entwickeln“, so Webb zur taz. Schließlich ist ihr Hauptmotiv für den Übergang vom Privatfernsehen zum öffentlich-rechtlichen Sender der „Wunsch nach einer journalistisch anspruchsvolleren Tätigkeit“. Dabei hilft die Fernuni Hagen: Karen Webb hat sich hier für ein Politikstudium eingeschrieben. Doch auch aus einem ganz anderen Grund ist der Wechsel zum ZDF für sie ein „logischer Schritt“: Denn – Ironie des Schicksals – für die Privatsender ist sie nach eigenem Bekunden mit ihren 32 Jahren auch schon „fast zu alt“.