Ex-Juso-Rebell als Volkstribun in der Pampa

Die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: Attendorn, SPD-Enklave im tiefschwarzen Sauerland

Attendorn?Die verhinderte Kreisstadt im südlichen Sauerland: 25.000 Einwohner. Stadtrechte schon zu Hanse-Zeiten. Die Kreisbehörde ist allerdings ins behagliche Olpe gezogen, am anderen Ende des Biggesees und am äußersten Ausläufer der Autobahn A4 von Köln. Jetzt künden nur noch das alte gotische Rathaus und die etwas zu mondän geratene Stadtkirche, auch Sauerländer Dom genannt, vom Ruhm alter Zeiten. Dafür ist die gute neue Zeit angebrochen: In Attendorn sind alleine 11.000 Arbeitsplätze angesiedelt, Tendenz steigend.Wer hat was zu verlieren?Der CDU könnten diesmal endgültig die Nerven durchgehen. Sie hält die Hälfte der Ratsmandate, was für Sauerländer Verhältnisse schon nicht Bestform bedeutet. Obendrein ist der Bürgermeister auch noch ein SPD-Mann. Und das gleicht im erzkatholischen Sauerland einer Familienschande, die in diesem Jahr vererbt werden könnte.Wer regiert im Rathaus?Alfons Stumpf von der SPD hat ein paar bewegte Jahre bei den Jusos hinter sich: Als er sich in den 1970ern gegen den Parteiausschluss des heutigen SPD-Generalsekretärs Klaus-Uwe Benneter ins Zeug legte, schrieb ihm der Vorsitzende des SPD-Bezirks Westliches Westfalen persönlich und drohte mit dem Rauswurf. Vorbei, verjährt. Heute arrangiert sich die schlohweiße Matte mit der Amtskette des Bürgermeisters zu einem ovalen Strahlenkranz. Angesichts der großen Popularität des 55-jährigen in der Bevölkerung steht ihm der angedeutete Heiligenschein gut zu Gesicht. Bei der ersten Direktwahl des Bürgermeisters im Jahr 1999 machte er das Rennen. Gegen den Landestrend und mit beinahe 70 Prozent der Stimmen.Wer will da rein?Schon rüstet der CDU-Stadtverband zur Gegenoffensive: Eine eigens gebildete Findungskommission suchte und fand eine Antwort auf den omnipräsenten Alfons Stumpf – ihren Vorsitzenden, den CDU-Fraktionschef Markus Greitemann.Was gibt es im Wahlkampf außer Kugelschreibern?Der Renner sind Körnerbrötchen, die es am Infostand der Grünen geben wird.Die taz-Prognose?Der Sozialdemokratie könnte mal wieder das Unmögliche gelingen, ohne dabei rot zu werden. Und das, während ihr der bundespolitische Wind ins Gesicht bläst. Die CDU könnte sich mit ihrer Ratsmehrheit schwarz ärgern und müsste sich erneut mit dem Bürgermeister der Herzen arrangieren müssen. Attendorn ist eben Attendorn. Genauso wie Bremen. STEPHAN GÖBEL