müllgeschäft
: Ungleicher Kampf

Ein Monopolist will seine Haut retten. Das Duale System Deutschland spürt die Konkurrenz, die ihm von anderen Anbietern droht. Also fordert der Noch-Monopolist plötzlich: Ab in die Gelbe Tonne mit Qualität und Tarifverträgen, her mit dem totalen Wettbewerb!

Wie die von DSD und den Unternehmensberatern von AT Kearney ausbaldowerten Referenzpreise für die Lizenzvergabe zustande gekommen sind, weiß niemand. Klar ist nur: Der Billigste siegt. Das ist gleich doppelt bitter: Die Entsorger, private wie öffentliche, müssen entweder bei der Qualität sparen oder Dumpinglöhne zahlen.

KOMMENTAR VONKLAUS JANSEN

Müllarbeiter zu sein, ist auch ohne Preiskampf der Entsorger ein harter und zudem schlecht bezahlter Job. Wenn nun die letzten tariftreuen Arbeitgeber aus dem Markt gedrängt werden, ist der Ausbeutung keine Grenze mehr gesetzt. Schon jetzt gilt: Von 19 Euro pro Stunde kann niemand auf Dauer einen bezinfressenden Müllwagen und dazu noch eine Familie ernähren.

Das Duale System kann sich bei seiner Preispolitik nicht hinter dem Kartellamt verstecken – denn die Wettbewerbshüter schreiben keine Preise vor. Und der Wettbewerb, der zurzeit statt findet, ist ein Kampf mit ungleichen Voraussetzungen. Das zu ändern, wäre Aufgabe der Politik. Tariftreueklauseln und Qualitätsstandards würden nicht nur Chancengleichheit herstellen, sondern auch die Arbeiter schützen. Doch neue Dumpinglohnsektoren sind zur Zeit auch politisch in.