Syke setzt „Bild“ unter Druck

Millionenauftrag für Kreiszeitung: Ab 2005 lässt der Axel-Springer-Verlag360.000 Exemplare des Boulevardblatts an der Hache fertigen

Syke/Hamburg taz ■ Eine Teilauflage der Bild-Zeitung wird künftig in Syke bei Bremen produziert. Das bestätigten ein Sprecher der Axel Springer AG und der Technische Leiter der Verlagsgruppe Kreiszeitung, Horst Stuckenschmidt, auf Nachfrage. Auf „täglich 360.000 Exemplare“ bezifferte Stuckenschmidt dabei das Auftragsvolumen.

Dafür würden fünf neue Drucktürme mit zwei Falzapparaten benötigt – sprich ein neues Druckhaus. Den Betrieb aufnehmen soll das spätestens Mitte 2005. Investitionshöhe laut Stuckenschmidt: 22 Millionen Euro. Unbestätigten Gerüchten zufolge beträgt die Laufzeit des Vertrages sieben Jahre.

Bei der Kreiszeitung, einer Tochtergesellschaft der in München ansässigen Verlagsgruppe von Dirk Ippen, freut man sich über den neuen Auftrag. Er werde Arbeitsplätze sichern. Mehrjährige Vertragsverhandlungen seien dem Abschluss vorausgegangen, so Stuckenschmidt. Bislang wurden die betroffenen Auflagenteile der Bild in den Niederlanden und in Hannover gedruckt – dort bei der Madsack-Gruppe.

Spekulationen, der Marktführer Springer wolle den Branchenzehnten durch die Neuvergabe des Großauftrags schwächen, wies Springer-Sprecher Tobias Fröhlich zurück: „Es geht ausschließlich um das Projekt Vierfarbig.“ Ab Mitte 2005 ist geplant, das Boulevard-Blatt durchgehend in allen Schattierungen des Regenbogens erscheinen zu lassen. Dafür benötige man entsprechende technischen Voraussetzungen.

Ende April hatte Der Spiegel gemutmaßt, Springer werde über die Neuvergabe von Druckaufträgen medienpolitischen Einfluss ausüben: So befürchtete ein Autorenkollektiv des Wochenmagazins, dass der Konzern der Frankfurter Rundschau nach ihrer Übernahme durch die SPD die Druckaufträge entziehen würde. Dieselbe Partei hält über ihre Medienholding Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft gut 20 Prozent des Madsack-Unternehmens.

Eine derartige Motivation für die Neuvergabe schließt man jedoch auch in Hannover aus. „Wir haben keinen Druckauftrag verloren“, so Madsack-Geschäftsführer Friedhelm Haak. Der Vertrag mit Springer laufe noch bis 2011 und betreffe etliche Produkte des Konzerns. Es sei schließlich „deren Entscheidung, was sie hier reinschicken“, so Haak.

Die Ippen-Gruppe gehört zu den wenigen expandierenden Zeitungsverlagen. Von 2000 bis 2002 konnte sie ihren Marktanteil von 2,9 auf 3,8 Prozent steigern. Damit steht sie auf dem fünften Platz des Branchen-Rankings. Der Marktanteil von Madsack: 2,2 Prozent. bes