Blockade im Hafen

Als „Standort der Möglichkeiten“ bezeichnen Stadtplaner und Wirtschaftsförderer das fast 300 Hektar große Gebiet der Bremer Überseestadt. Und damit ist – freilich durch die Blume – das Problem dieses riesigen Gebietes auch schon benannt, das derzeit eher ein Standort der Unmöglichkeiten ist: Es beherbergt nach wie vor viele, über das ganzen Gelände verstreute Betriebe, die zum Teil lautstark, zum Teil geruchsintensiv ihrer Arbeit nachgehen. Und die Überseestadt soll zugleich in naher Zukunft zu einem urbanen Stadtteil werden, in dem Menschen nicht bloß arbeiten, sondern auch wohnen.

Vor einer solchen Vision schrecken viele der dort ansässigen, fast 300 kleinen und großen Betriebe zurück. Juristisch könnte es für den künftigen, lärmempfindlichen Bewohner der Überseestadt nämlich ein Leichtes sein, das produzierende Gewerbe durch einklagbare Grenzwerte in die Knie zu zwingen.

Die Politik agiert unentschieden. Einerseits hat sie allen Unternehmen „Bestandsschutz“ garantiert. Keiner darf sie vertreiben. Andererseits sind die urbanen Pläne, die die Überseestadt-GmbH verfolgt und die in Masterplan und Modell bereits handfesten Ausdruck gefunden haben ein Verunsicherungsfaktor für die Unternehmer. So gibt es inzwischen Klagen von beiden Seiten. Die grüne Baupolitikerin Karin Krusche fordert von den Machern der Überseestadt ein sehr viel offensiveres und kleinteiligeres Werben um urbane Nutzer. Vom Studenten, der ein günstiges Zimmer im renovierten Speicher bewohnt, bis zum Yuppie, der nach der Arbeit im Loft relaxt. Umgekehrt wünschen sich die Unternehmer, dass die Stadt gezielt um Firmen und Investoren wirbt, die die jetzt noch ansässigen Betriebe ergänzen und einen modernen Gewerbe- und Dienstleistungsstandort aus der Überseestadt machen. heyGraphik: Stefan Bargstedt