: berliner szenen Bei der Blues Explosion
Alle wieder da
Nein, es war kein besonders denkwürdiger Auftritt, den Jon Spencer und seine beiden Kumpanen Russell Simmins und Judah Bauer am Donnerstagabend im Palais der Kulturbrauerei absolvierten. Ein solider, schmuckloser und schweißtreibender Blues-Explosion-Auftritt. Stagnation auf hohem Niveau, könnte man sagen, die auch für das Ende September erscheinende neue Blues-Explosion-Album „Damage“ zu erwarten ist. Denkwürdiger war, dass an diesem Abend mal wieder viele Veteranen aus ihren Verstecken kamen und sich freundlich die Hände schüttelten; Menschen, die wohl in den Achtzigerjahren schon auf Pussy-Galore-Konzerten rumstanden, Anfang der Neunzigerjahre Boss Hog verehrten und natürlich übergangslos das erste Jon-Spencer-Blues-Explosion-Album „Extra Widith“ erwarben.
Eine Art Klassentreffen mit Musikern wie Christoph Dreher (Ex-Die-Haut), Razi Isnogood (Ex-Golden-Showers) oder Patrick Wagner (Ex-Motor, Noch-Surrogat). Auch der Zahnarzt war mal wieder da. Oder der nette Mann mit dem schütteren Haar, der aus Oldenburg kommt. Oder die extrem androgyn wirkende Frau und ehemalige Tollenträgerin, die einst im Kreuzberger Niagara, ohne eine Miene zu verziehen, die Tequilas ausgab und heute in New York leben soll. Natürlich die lokale Konzertveranstalterprominenz, vom ausrichtenden Herrn Schulz über Herrn Gurk von der Volksbühne bis zu Herrn Grey vom Knaack. Und der sympathische Indie-Harry, der allerdings auch auf Tortoise oder The Thermals geht und dort stolz sein The-Shins-T-Shirt spazieren trägt. Nur Frau Zylka, die haben wir leider nicht in der ersten Reihe und auch sonst nirgendwo im Palais schreiend herumstehen sehen. Wo war sie bloß?
GERRIT BARTELS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen