was macht eigentlich... … der Knöterich?

Kot regnen

„Ärzte können ihre Fehler begraben“, sagt ein Aphorismus, „Architekten müssen Efeu pflanzen“ – oder eben Knöterich. Die weißblühende anspruchslose Superpflanze schluckt mit ihrer enormen Wachstumskraft jeden Riss, jedes Graffito, jedes peinlich schmutzige Fenster, für dessen Reinigung die Zeit fehlt. „Das ideale Klettergehölz für Leute ohne Geduld“, schreibt das Garten-Lexikon. Hässliche Fassaden können so im Nu naturiert werden.

In einem Berliner Haus legte ein Mieter in einigen Blumenkästen den Keim fürs Wohnen in einer grünen Lunge. Bald schon wucherte die Pracht weit über die Brüstung hinaus. Doch die Saat in den Herzen der Menschen ging nicht auf. Anstatt sich zu freuen, dass auf seiner Terrasse vermodernde Pflanzenteile und herabfallender Vogelkot eine fruchtbare Humusschicht ergeben, forderte ein Nachbar die Rückkehr zur nackten Bodenplatte. Da auf friedlichem Wege nichts zu erreichen und wohl gerade keine Laubsäge oder ein Feuerzeug zur Hand war, zog der Nachbar vor Gericht. Der Knöterich oder ich! Pflanze oder Beton! Grün oder grau! Das Ich hat gewonnen. Der Eigentümer muss seinen Mieter anweisen, den prächtigen Knöterich zu beschneiden. Der Gebrauch der Terrasse sei durch das stete Herabregnen von Pflanzenteilen und Vogelausscheidungen übermäßig beeinträchtigt.

Die taz rät: Nicht aufgeben – Unkraut vergeht nicht, und nur Pflanzen, deren Vorzüge noch nicht erkannt worden sind, werden so genannt. SBE
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