new york

Erkennt man sofort, wann dieses Bild aufgenommen wurde? Hat sich New York auf den ersten Blick verändert seit 11. September 2001? Der Fotograf Andreas Herzau war in den letzten Jahren mehrfach in der Stadt – im Jahr 2000, in Frühjahr und Herbst 2001 und im Jahr 2002. Bei jedem seiner Aufenthalte hat er das alltägliche Chaos in Schwarzweiß und Farbe dokumentiert. Er versucht dabei keine Geschichten zu erzählen, sondern bietet Momentaufnahmen von oftmals geradezu befremdlicher Intensität. Herzau bleibt stets distanziert, legt nie ein Urteil über das Abgebildete nahe. Nur kleine Hinweise, hier eine kleine US-Flagge in einem Schaufenster, da eine mit Asche verschmutzte Ampel, verraten, dass einige der Bilder am oder kurz nach dem 11. 9. aufgenommen sind. Andere Bilder führen in die Irre: Die Soldaten applaudieren nicht dem Kriegsherren Bush, sondern bei der Parade am Veteransday, oder die Polizisten vor einem Schaufenster sind nicht auf Terroristenjagd, sondern stehen einfach herum. Nur: Es ist heute unmöglich, diese Bilder nicht im Kontext der Attacken zu sehen. Jede Zerstörung, jeder Feuerwehrmanm scheint ein Hinweis auf den Terror zu sein. Und Andreas Herzau verrät erst am Ende des Bandes, wann er welches Bild aufgenommen hat. So kann sich der Betrachter auf ein ebenso subtiles wie irritierendes Spiel von Bedeutung und Bedeutetem einlassen. DAH

Andreas Herzau: „New York“, 136 Seiten, (Text: Christoph Ribbat), Edition Braus, Heidelberg 2003, 45 €