Service für Betriebe, nicht für‘s Personal

Das Gelsenkirchener Institut für Arbeit und Technik (IAT) kritisiert den mangelnden Erfolg der ersten Hartz-Reform. Billige Leiharbeit, vermittelt durch Personal-Service-Agenturen (PSA), gefährde reguläre Beschäftigungsverhältnisse

GELSENKIRCHEN taz ■ Während sich Montagsdemonstranten auf der Straße gegen die Hartz-IV-Reformen wehren, bilanzieren Wissenschaftler bereits den Erfolg der ersten Hartz-Reform. Das Ergebnis: Mangelhaft. Eine Studie des Gelsenkirchener Instituts für Arbeit und Technik (IAT) stellt fest, dass so genannte Personal-Service Agenturen (PSA) nur für wenig neue Arbeitsplätze gesorgt haben.

Das Ziel des PSA-Konzepts, Arbeitssuchenden über gering entlohnte und zeitlich begrenzte Leiharbeitsverhältnisse den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern, ist nach Auffassung der Gelsenkirchener Wissenschaftler nicht erreicht worden. Lediglich 31 Prozent der Arbeitssuchenden konnte vermittelt werden. Grund dafür sei, dass Beschäftigte bei Leiharbeitsfirmen weniger als die Hälfte ihrer Arbeitszeit tatsächlich in Betrieben untergebracht werden konnten – die Chance auf Weiterbeschäftigung, der angestrebte Klebeeffekt, sei deshalb gering. Weiterer Kritikpunkt: Die geringe Entlohnung der Leiharbeiter. „Die Personal-Service-Agenturen stellen sich dadurch selber ein Bein“, sagt Claudia Weinkopf, Forschungsdirektorin am IAT. Für Betriebe sei es häufig lukrativer, Leiharbeiter einzustellen, als reguläre Arbeitsplätze zu schaffen.

Kritik an den Personal-Service-Agenturen war schon im Frühjahr anlässlich der Pleite der niederländischen Leiharbeitsfirma „Maatwerk“ aufgekommen, die in Nordrhein-Westfalen 60 Agenturen unterhalten hatte. 2.500 Beschäftigte verloren ihren Job, mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Veruntreuung von Sozialbeiträgen. Auch wegen der Maatwerk-Pleite sei die Zahl der PSA bundesweit von fast 1.000 im Februar auf nur noch 807 zurückgegangen, resümiert das IAT.

Die Wissenschaftler fordern die Bundes- und Landesregierung angesichts des geringen Erfolgs auf, das PSA-Konzept zu überprüfen. So sei es beispielsweise sinnvoll, Zeitarbeitsunternehmen Vermittlungsprämien und Lohnkostenzuschüsse für die Einstellung von schwer vermittelbaren Arbeitslosen zu zahlen. KLAUS JANSEN