UN-TRUPPEN IM AFRIKA DER GROSSEN SEEN ZU KLEIN UND ZU AHNUNGSLOS
: Rassismus auf dem Vormarsch

Wie kann so etwas passieren? 2.400 UN-Blauhelme stehen in Burundi, etwa gleich viele im Ostkongo. Erst am Freitag hatte die Chefin der UN-Mission in Burundi, Carolyn McAskie, die täglichen „wahllosen Hinrichtungen, Akte von Folter und sexueller Gewalt und wahllosen Festnahmen, begangen von bewaffneten Männern in völliger Straflosigkeit“, in Burundi beklagt. Am gleichen Abend dringen bewaffnete Männer in völliger Straflosigkeit aus dem Kongo nach Burundi ein und begehen ein schreckliches Massaker.

Noch immer sind die UN-Truppen im Afrika der Großen Seen zu klein und zu ahnungslos, um Massaker zu verhindern. Aber verstärktes militärisches Eingreifen gegen Milizen ist nur ein Teil der Lösung. Vor allem müssen Rassismus und ethnische Ausgrenzung bekämpft werden. Hier, nicht im fernen Sudan liegen die unbeherzigten Lehren aus dem ruandischen Völkermord von 1994.

Im Kongo läuft ein international unterstützter Friedensprozess, aber die kongolesischen Banyarwanda – die ruandischstämmige Minderheit in den ostkongolesischen Kivu-Provinzen, zu denen auch die Banyamulenge gehören – fühlen sich immer häufiger als schutzloses Freiwild. Vielerorts sind sie dem Hass anderer ethnischer Gruppen ausgesetzt, deren Milizen jetzt Teil der Regierungsarmee des Kongo sind und als solche ungestraft ethnische Säuberungen begehen können. Im Gegenzug fühlen sich immer mehr Banyarwanda gezwungen, sich unter die Fittiche ihrer eigenen friedensunwilligen bewaffneten Führer zu begeben, die schon im Juni einmal den Aufstand probten. Der Teufelskreis aus Ausgrenzung, Flucht und Rebellion seitens der ruandischstämmigen Minderheit führte im Kongo schon mehrmals zu regionalen Kriegen.

Kongos Regierung im fernen Kinshasa tut nichts, um im eigenen Land den ethnischen Hass gegen „Ruander“ zu zügeln. Frieden in Kivu kann aber nicht so lange warten, bis die Politiker in einer Hauptstadt 2.000 Kilometer weiter westlich aktiv werden. Wenn friedensbereite Kräfte im Ostkongo von der UNO jetzt nicht massiv gegen Extremisten unterstützt werden, war das Massaker von Gatumba nicht das letzte. DOMINIC JOHNSON