Musikfernsehen aus Berlin

Die Hamburger Produktionsfirma MME zieht an die Spree. Das bringt hundert Arbeitsplätze. Wichtiger aber, so der Senat, seien Produktionen aus Berlin

Zwei links, zwei rechts, einen fallen lassen – in der regionalen Medien-Ansiedlungspolitik liegen Licht und Schatten dicht beieinander. Vor genau einem Monat scheiterte der schon sicher geglaubte Deal, die schwächelnden Babelsberger Filmstudios an die NDR-Tochter Studio Hamburg zu verkaufen. Stattdessen gab Eigentümer Vivendi die Geburtsstätte des deutschen Films für einen Euro an zwei Münchner Investoren ab. Dafür will jetzt ein anderes Hamburger Produktionsunternehmen mittelfristig an die Spree übersiedeln – die MME AG.

Das Kürzel steht für „Me, Myself & Eye“, den Endachtziger-Hit von De La Soul, Konsequenterweise produziert MME bislang vor allem Musikfernsehen: Die RTL-Chartshow „Top of the Pops“, aber auch öffentlich-rechtliche Musikdokus wie die aktuell auf Arte laufende Reihe „Sex ’n Pop“ (nächste Folge „This is Hardcore“: Donnerstag, 23.00 Uhr). Daneben bestreitet MME das komplette Programm des Musikkanals MTV 2 – der durch den Umzug wieder näher an den Mutterkanal rückt: MTV ist selbst erst eben nach Berlin gezogen.

„Hochbeglückt“ über die Umzugspläne zeigt sich die Senatsverwaltung für Wirtschaft. Über das Projekt wurde schon seit Jahren gesprochen, doch zwischendrin drohte MME in die Pleite zu rutschen. Die börsennotierte AG verordnete sich 2002 einen drastischen Sanierungskurs, schaffte den Turnaround – und verhandelte seit einem guten Jahr wieder mit Berlin. Zwar geht es nur um rund 100 Arbeitsplätze, „aber bei einer Produktionsfirma ist hier nicht so sehr die Zahl entscheidend“, sagt Ingrid Walther, Leiterin des Medienreferats der Senatsverwaltung für Wirtschaft: „Es geht um die Produktionen, die MME dann künftig in Berlin machen wird.“

Natürlich versüßt Berlin auch diese Übersiedlung. „Man ist fündig geworden“, heißt es auf die Frage nach dem künftigen MME-Standort. Genauer will Walther dann aber nicht werden, schon gar nicht auf die Frage nach dem lieben Geld: „Berlin ist immer hilfsbereit bis zur Selbstaufgabe“, heißt es ironisch, konkrete Zahlen gibt es nicht.

Neben Musik und Pop kann MME schon heute außerdem kochen („Schmeckt nicht, gibt’s nicht“ auf Vox) oder heimwerkern („Einsatz in vier Wänden“, RTL) – und will künftig noch viel mehr: Ab sofort sitzt der ehemalige Sat.1-Geschäftsführer Martin Hoffmann im MME-Chefsessel, außerdem erfolgt der Schulterschluss mit zwei weiteren renommierten Produktionsfirmen. Rückwirkend zum Jahresanfang übernimmt MME die viel größere Moviement GmbH, zu der die Münchner Produktionsfirmen Allmedia (München) und Filmpool (Köln) gehören.

STEFFEN GRIMBERG