DAS EISBÄREN-DRAMA ZEIGT DIE VORTEILE MODERNER ERMITTLUNGSTECHNIK
: Promi-Sportler und Starfucker

Wenige Themen werden so großformatig durch die Presse gejagt wie Vergewaltigungsvorwürfe gegen Prominente. Umso mehr, wenn es sich bei den Verdächtigen um Profis in der angeblich „härtesten Sportart der Welt“ handelt, die offenbar jedes Maß verloren und sich in Schweden über eine 20-Jährige hermachten. Soweit die erste Geschichte der „Eisbären“. Jetzt wird eine zweite Geschichte sichtbar: Die zwei „Eisbären“ sind wieder frei. Die Geschichte der Frau ist nicht belegbar. Vielleicht wurde sie sogar von den Eishockeyspielern nach einer Kurzbekanntschaft unfreundlich behandelt und wollte sich rächen, mutmaßt die Boulevardpresse jetzt. Es sind diese zwei Geschichten, die den Fall interessant machen. Sie zeigen die ambivalenten Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern heutzutage.

Immer noch werden in der Öffentlichkeit Bilderketten gepflegt, die ein antiquiertes Männerbild transportieren: Bullige Männer plus Sport mit hohem Rempelfaktor gleich Machotum. Da kann die sexuelle Gewalt wohl nicht mehr fern sein! Doch das Bild ist ambivalent. Die jungen weiblichen Fans der „Eisbären“ betonen, dass sie gerade von der Härte dieser Sportart fasziniert sind. Es waren auch weibliche Fans, die mutmaßten, das Mädchen habe wohl freiwillig mitgemacht beim Kontakt mit den Sportlern. Gegenüber der Geschichte der prominenten Sportler, die sich alles nehmen, was sie wollen, steht also die Geschichte von Mädchen, die sich heranschmeißen an Prominente oder sich gar bewusst schwängern lassen, um ein bisschen was von deren Status oder Geld abzubekommen. „Starfucker“ heißen diese Frauen.

Doch ein „Starfucker“ war die 20-jährige Schwedin sicher nicht, dazu sind die Eisbären nun doch nicht prominent genug. Und ob sie gelogen hat, ist auch nicht bewiesen. Die schwedische Staatsanwältin musste nur einräumen, dass die Geschichte der Frau von ihrer Vergewaltigung durch die DNA-Spuren an Tatort und Kleidung nicht gedeckt ist. Und immer noch gilt: Im Zweifel für den Angeklagten. In diesem Fall lässt sich jedenfalls sagen: Es gibt zwar männliche und weibliche Vorverurteiler, aber keine weibliche oder männliche Justiz. Und das ist ein Glück. BARBARA DRIBBUSCH