Solar-Boom führt zu Engpässen

Die Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes sorgt dafür, dass der Markt für Solar-Module momentan fast leergefegt ist. Kleinere Unternehmer können die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen momentan kaum befriediegen

Wir haben Termine zugesagt, wann wir bauen, bekommen aber keine Module

VON UWE POLLMANN

„Es ist eine Katastrophe“, stöhnt der Detmolder Solarunternehmer Christian Schemmer. „Wir haben den Kunden Termine zugesagt, wann wir ihre Anlagen bauen, aber wir bekommen keine Module.“ Er und sein Kompagnon Uwe Frank führen seit vier Jahren einen Vier-Mann-Kleinbetrieb, der sich auf Photovoltaikanlagen spezialisiert hat. Die Geschäfte liefen bis Anfang 2004 gut. Doch seit einigen Monaten kommen die Lieferanten von Solarmodulen kaum noch nach und bereiten Kleinunternehmen wie Schemmer & Frank Sorgen.

„Die Lieferanten können selber nicht liefern, weil die Hersteller ganz einfach die Module nicht herstellen können“, hört Schemmer immer häufiger. „Gerade gestern haben wir noch gehört, dass ein Hersteller aus Deutschland keine Glasscheiben hat für die Modulfertigung.“ Dabei melden sich jeden Tag neue Kunden bei den Detmoldern. Über 30 Kunden stehen mittlerweile auf ihrer Warteliste. Mit diesen Aufträgen könnten sie bis Ende des Jahres Solaranlagen aufbauen, sagt Schemmer: „Die Nachfrage ist dermaßen groß. Da haben wir alle nicht mit gerechnet. Die gesamte Branche nicht.“

Wie die Detmolder Firma müssen zur Zeit viele Solar-Installateure ihre Kunden vertrösten, weiß das ostwestfälische Netzwerk „Energie Impuls OWL“, ein Zusammenschluss von Herstellern Regenerativer Energien und Wissenschaftlern. Der Solarboom nach der Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) habe die Branche der Zukunftsenergien, die in Ostwestfalen-Lippe über 3.000 Arbeitsplätze stark ist, total überrascht.

Etwas besser sieht es höchstens bei Großunternehmen wie Schüco in Bielefeld aus. Der Fensterhersteller mit über 4.000 Angestellten weltweit hat vor fünf Jahren begonnen, Solarmodule herzustellen. In diesem Jahr will man mit 120 Mitarbeitern der Solarabteilung über 100 Millionen Euro umsetzen, sagt Unternehmenssprecher Thomas Lauritzen: „Das ist der Bereich, der am weitesten nach vorne geht bei Schüco, der am besten wächst.“

Auch Schüco weiß, dass es eng ist auf dem Markt. Aber Lieferprobleme hat das Unternehmen noch nicht. „Wir haben uns so eingedeckt, dass wir die kleinen Aufträge für den einfachen privaten Bauherrn abhandeln können“, weiß Lauritzen. Drei bis vier Wochen dauert da die Abwicklung, während man für größere Anlagen etwas mehr Zeit benötigt. Schüco will den Boom aber nun auch nutzen, um im Ausland zu expandieren, sagt Lauritzen: „Wir haben 2004 insbesondere in Südeuropa die Basis gelegt, beziehungsweise legen die Basis für ein größeres Wachstum noch in dem Bereich. Und wir gehen auch davon aus, dass 2005 und 2006 die Entwicklung weiter gehen wird.“

Der Solaranlagen-Hersteller vertraut voll auf die Politik. Mit dem Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien hat RotGrün den Käufern solcher Anlagen Sicherheit für 20 Jahre gegeben. Für Solar-, Wind- oder Biomasse-Strom gibt es eine feste Einspeisevergütung. Einen stärkeren Trend zur Solarenergie anstatt zum bisherigen Boommarkt Wind sieht ebenso Professor Rolf Schwarze, Experte für Zukunftsenergien an der Fachhochschule Bielefeld. Auch Marktanalysen gehen von einem anhaltenden Boom aus, der zur Gründung von weiteren Solarbetrieben führen werde. Spätestens Ende des Jahres wird es nach Expertenansicht keine Lieferprobleme mehr geben.

„Dann können auch wieder mehr Anlagen geliefert werden“, meint Christian Schemmer. Die Nachfrage wird sich seiner Ansicht nach allemal bis dahin halten, denn Solarstrom vom Dach sei eine prima Geldanlage, meint der Detmolder Solar-Installateur. Er weiß von einigen Käufern, die sich mit einer Photovoltaikanlage die Rente aufbessern wollen: „In den ersten zehn Jahren ist es so, dass man mit den Erträgen den Kredit bedienen muss. Im zweiten Jahrzehnt bekommt man die Erträge praktisch cash ausgezahlt. Wir haben schon so einige Male erlebt, dass sich Kunden damit eine zusätzliche Altersversorgung schaffen.“