WAS MACHT EIGENTLICH ... die Polizei?
: Sich vergraben

Manchmal fällt man tief, oder in ein Loch, etwa nach einer herben Enttäuschung. Die Berliner Polizei ist jetzt in ein Loch gefallen, das sie sich selbst gegraben hat: Sie hat die Suche nach der Leiche eines Türstehers eingestellt.

Angeblich soll er schon 1996 erschossen worden sein; anschließend, so die Aussage eines erst vor wenigen Monaten aufgetauchten Zeugen, sei er im brandenburgischen Schildow verbuddelt worden. Anfang Februar fingen Beamte deswegen an, das Grundstück intensivst zu untersuchen. Und die Medien waren ganz dicht dabei. Fast jeden Tag kamen neue Meldungen, manchmal im Stundentakt: „Berliner Polizei sucht in Schildow Leiche aus den 90er-Jahren“; „Polizei setzt Suche nach Leiche fort – Spürhund im Einsatz“; „Hartnäckige Suche bisher erfolglos“; „Grabungen nach Leiche in Schildow abgebrochen“; „Mit Bagger weitere Suche nach Berliner Türsteher-Leiche“; „Polizei hofft auf schnellen Erfolg bei Suche nach Türsteher-Leiche“; „Grube in Schildow wieder zugeschüttet“; „Polizei berät über weiteres Vorgehen bei Leichensuche in Schildow“; und schließlich am Dienstag: „Suche nach Türsteher-Leiche in Schildow beendet“. Dazu brachten die Agenturen detaillierte Informationen über die Tiefe, den genauen Ort der Gruben auf dem Grundstück, das fürs Buddeln eingesetzte Gerät, die Stimmung der Suchhunde. Kurz: Es war eine Polizei-Soap-Opera, wie sie packender und emotionaler nicht sein konnte.

Nach dem Ende ist die Enttäuschung nun groß. Und die Suche nach den Ursachen beginnt: War der Zeuge ein Betrüger? Haben die Beamten versagt? Heißt Schildow in Wirklichkeit Schilda? Bleibt die Hoffnung, dass die Polizei bald wieder einen so tollen Fall ausgräbt. BIS FOTO: AP