Carter: Kein Wahlbetrug in Venezuela

Internationale Wahlbeobachter widersprechen der Opposition, die der Regierung Betrug vorwirft. Schüsse in Caracas

CARACAS taz ■ Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter und der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), César Gaviria, sehen keinen Anhaltspunkt dafür, dass die venezolanische Regierung bei dem Absetzungsreferendum gegen Präsident Hugo Chávez die Ergebnisse gefälscht hat. „Unsere eigenen Informationen stimmen mit denen der Nationalen Wahlbehörde überein“, sagte Carter am Montag vor Journalisten in Caracas. Carter war mit seiner Stiftung „Carter Center“ als Wahlbeobachter bei dem Referendum in Venezuela tätig.

Das Referendum zur Absetzung von Chávez war am Sonntag gescheitert. Die Opposition jedoch spricht von einem „enormen Wahlbetrug am venezolanischen Volk“. Nach Angaben der Chávez-Gegner hätten 59,4 Prozent der Venezolaner für eine Absetzung von Chávez gestimmt, nur 40,1 Prozent seien für seinen Verbleib im Amt.

„Es liegt in der Verantwortung aller Beteiligten, das Resultat zu akzeptieren“, sagte Carter. Er habe die Opposition dringend aufgefordert, das Ergebnis anzuerkennen. Sein Kollege Gaviria fügte hinzu, dass den internationalen Wahlbeobachtern keine Hinweise auf einen Wahlbetrug vorlägen. Wenn die Opposition einen Wahlbetrug anzeigen wolle, dann solle sie „sehr klare Details dazu mitliefern“.

Führende Oppositionspolitiker riefen ihre Anhänger trotzdem dazu auf, gegen den vermeintlichen Wahlbetrug auf die Straße zu gehen. Dabei kam es am Montag in Caracas zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Mehrere Menschen wurden verletzt, als Unbekannte das Feuer eröffneten. Nach Augenzeugenberichten, die in der Oppositionszeitung El Universal wiedergegeben wurden, soll es sich bei den Tätern um Anhänger des Präsidenten Chávez gehandelt haben. Eine 62-Jährige sei ihren Schussverletzungen erlegen, vermeldeten die Medien am späten Montagabend. INGO MALCHER