Algerien, mon Trauma

Ein wenig zu zahm-folkloristisch widmet sich das Institut Français den spannungsgeladenen franko-algerischen Beziehungen. Am Sonntag geht’s los

Bremen taz ■ Eine „Kulturwoche Algerien“ zelebriert das Bremer Institut Français ab diesem Sonntag. Für ein solches franko-algerisches Event gibt es viele Gründe. Und die meisten davon sind schmerzhaft. Der Algerien-Krieg (1954-1962) ist zwar längst Vergangenheit, doch erst vor wenigen Jahren begann eine breite öffentliche Debatte über die Kriegsverbrechen, insbesondere über die systematischen Folterungen von Algeriern durch Angehörige der französischen Armee.

Hunderttausende von Menschen algerischer Herkunft leben heute in Frankreich, viele von ihnen in den ghettoartigen Vorstädten von Paris, Marseille oder Lyon. Noch vor zwei Jahren hatten sich französische Intellektuelle in einem offenen Brief eindringlich gegen die „Komplizenschaft“ der französischen Regierung mit dem vom Bürgerkrieg erschütterten Maghreb-Land ausgesprochen. Unverdrossen proklamiert Frankreich nun das Algerienjahr.

Vielleicht ein wenig folkloristisch-zahm, aber trotzdem spannend wirkt das Programm der algerischen Woche: Am Sonntag deutet Mafoudh Zergui die kulturellen Spuren von Algeriens Architektur und Kunsthandwerk. Märchenfreunde entführt Aïni Iften am Dienstag in die Legendenwelt kabylischer Dörfer.

Azouz Begag, vielfach preisgekrönter französischer Schriftsteller und Soziologe algerischer Herkunft, spricht am Donnerstag über die junge Generation algerischer Einwanderer in Frankreich, und Regisseurin Yamina Benguigui zeigt am Freitag ihren Dokumentarfilm über zwei algerische Einwanderinnen.

Katharina Müller

Das Institut Français liegt an der Contrescarpe 19. Tel. (0421) 33 94 40