„....in diesem Rahmen frei“

Radio Bremen unterstützt Bremens Bewerbung zur Kulturhauptstadt. Sollen sich deshalb die Journalisten im Sender mit Kritik zurückhalten? Ein Protokoll vom Intendanten legt das nahe. Redakteursausschuss beschäftigt sich mit dem Thema

Bremen taz ■ „Hartmut Perschau, seines Zeichens Kultursenator, will diverse Bremer Kultureinrichtungen schließen. Der Sparzwang gelte auch für diesen Bereich, begründete er die drastischen Maßnahmen. Die Bewerbung als Kulturhauptstadt hätte sich Bremen unter diesen Umständen allerdings sparen können. Vielleicht sollte die Stadt sie sogar zurückziehen.“ Ein Kommentar wie dieser ist inhaltlich nicht ganz unwahrscheinlich – auf Radio Bremen wird man ihn womöglich nicht zu hören bekommen. Dort nämlich hat Intendant Heinz Glässgen seine Mitarbeiter auf einen positiven Umgang mit dem Thema Kulturhauptstadt eingeschworen. „...Radio Bremen ergreift Partei für die Bewerbung und unterstützt diese. Das bedeutet, dass die Berichterstattung innerhalb dieses Rahmens stattfindet, innerhalb dieses Rahmens aber frei ist.“

So heißt es in einem Sitzungsprotokoll, das der taz in Auszügen zur Verfügung steht. Der Redakteursausschuss beschäftigt sich zurzeit mit dem Thema, will aber noch keine Stellungnahme abgeben. Die Bremer Galeristin Katrin Rabus, Mitglied im Rundfunkrat von Radio Bremen, ist eine der wenigen, die sich zu der Angelegenheit offen äußert: „Ich gehe davon aus, dass die Journalisten sich von so etwas nicht beeinflussen lassen“, ist sie sich sicher. Aber auch sie verortet Glässgens Satz „in einer gefährlichen Grauzone“. Denn selbstverständlich gilt der Grundsatz journalistischer Freiheit auch und gerade für Themen, die sozusagen Regierungssache sind – und dazu zählt die Bewerbung zur Kulturhauptstadt, die weit über das Kulturressort hinaus vom Rathaus getragen und betrieben wird, allemal. Im Radio Bremen Gesetz heißt es: „Die Gestaltung der Sendungen der Anstalt muss frei sein von Beeinflussung durch die Regierung oder von einseitiger Einflussnahme durch politische, wirtschaftliche, religiöse und andere Interessengruppen.“

Daran soll auch, so heißt es an offizieller Stelle, nicht gedeutelt werden. „Die Folgerung, dass die journalistische Freiheit dadurch beschnitten wird, ist absurd“, kommentiert Daniela Sadri, Sprecherin bei Radio Bremen, das Protokoll. Warum aber gibt es dann überhaupt ein solches?

Hinter vorgehaltener Hand sprechen Redakteure von einer Medienpartnerschaft, die der Intendant mit der Kulturhauptstadt eingehen wolle. Das aber könnte dann tatsächlich auf Hofberichterstattung im Sinne des Rathauses hinauslaufen. Für Katrin Rabus steht fest: „Wenn der Intendant die Bewerbung mit dem Gewicht seiner Person stützen will, dann ist das sein gutes Recht“. Zurzeit aber sei das Konzept der Bremer Bewerbung, das von Kulturhauptstadtsintendant Martin Heller erarbeitet wird, noch gar nicht bekannt. Wenn es veröffentlicht wird, setzt sie „auf die gewohnte, auch kritische Berichterstattung bei Radio Bremen.“ Elke Heyduck