Chefs gegen „Strafsteuer“

Azubis: Niedersächsische Arbeitgeber sehen Trendwende

Hannover dpa ■ Der Spitzenverband der Arbeitgeber in Niedersachsen hat eine Ausbildungsplatzabgabe zur Schaffung von mehr Lehrstellen als „bürokratische Strafsteuer“ abgelehnt. Mit dieser erreiche die Regierung das Gegenteil von dem, was sie anstrebe, sagte der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, Volker Müller. „Das Ausbildungssystem lebt von Überzeugung. Mit einer Abgabe verkommt es zu einer Versicherungsmentalität, in der Firmen sich frei kaufen können.“

Müller gab sich überzeugt, dass die Unternehmen in wenigen Jahren nicht mehr genügend Auszubildende für ihre freien Stellen finden würden. „Das sieht jeder, der sich die demographische Entwicklung anschaut.“ Schon jetzt komme etwa in der Versicherungsbranche statistisch gesehen auf zweieinhalb Unternehmen, die ausbilden, lediglich ein Bewerber. „Bei technischen Berufen ist das ähnlich.“ Eine Abgabe sei in dieser Situation „reine Geldmacherei“.

Dass die Zahl der Lehrstellen gesunken ist, sei verständlich, sagte Müller. „Viele Unternehmen, die im vergangenen Jahr noch ausgebildet haben, sind heute pleite.“ Wenn es in der gesamten Wirtschaft bergab gehe, könne man nicht erwarten, dass es im Ausbildungsbereich bergauf gehe. Müller: „Der Wirtschaft jetzt vorzuwerfen, dass sie ihre Pflichten nicht erfüllt, geht an den Tatsachen vorbei.“