: Quer schießende Kugeln
Monika Treut stellt in der Reihe „Straßenkinder“ im Metropolis ihre Dokumentation „Kriegerin des Lichts“ vor
Ihre Reihe von Filmen zu außergewöhnlichen Menschen setzte Monika Treut im letzten Jahr mit dem Porträt einer Frau fort, die in den Favelas von Rio de Janeiro mit Straßenkindern arbeitet. Nach Die Jungfrauenmaschine oder Gendernauts verzichtet die Hamburger Filmemacherin diesmal völlig auf Fiktionalisierungen. Kriegerin des Lichts dokumentiert das Engagement Yvonne Bezarra de Mellos‘ für die Straßenkinder Rios, ihre Arbeit als Bildhauerin, aber auch ihr Leben unter den Reichen der brasilianischen Megacity, seit sie den Besitzer einer Hotelkette geheiratet hat. In der Reihe „Straßenkinder“ des Metropolis wird Monika Treut ihre Dokumentation morgen selbst präsentieren.
Als Initiatorin des Hilfsprojekts „Uerê“ (Kinder des Lichts) hatte Bezerra de Mellos bereits jahrelang in den Favelas der Stadt gearbeitet, als sie 1993 schlagartig weltbekannt wurde. Eine Polizeistreife hatte auf eine größere Gruppe von schlafenden Straßenkindern geschossen und acht von ihnen ermordet. Die Überlebenden benachrichtigten Bezerra de Mellos. Sie allein blieb dann die ganze Nacht bei ihnen, leistete erste Hilfe, hielt die Traumatisierten im Arm. Der Rettungsdienst traf erst Stunden später ein – und mit ihm kamen die Fernsehkameras, die Bezerra de Mellos‘ Gesicht in die internationalen Nachrichten trugen. Die Nacht ging als das Massaker von Candelaria in die Geschichte ein.
Kommentarlos begleiten Monika Treut und ihre Kamerafrau Elfi Mikesch diese völlig unprätentiöse Frau bei ihrer Arbeit. Von ihrem Projekt „Uerê“, das 150 Kids etwas zu essen, Ausbildung und medizinische Versorgung, Tipps zu Safer Sex und Aufklärung über Drogen bietet, erzählt Bezerra de Mellos ohne jede Betulichkeit. Beiläufig berichtet sie von quer schießenden Kugeln, denen sie gerade noch ausgeweichen konnte. Neben ihr kommen die Straßenkinder selbst ausführlich zu Wort.
CHRISTIANE MÜLLER-LOBECK
morgen (in Anwesenheit von Monika Treut), 19.15 Uhr, Metropolis
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen