daumenkino: „King Arthur“
Besonders beeindruckend ist der knapp geschnürte und aus Lederfransen geflochtene Bikini, den Keira Knightley als Guinevere spazieren trägt. Wer hätte jemals gedacht, dass es solch flotte Kleidungsstücke bereits in grauer Vorzeit gab. Schon deshalb sollte man die Leistungen des großen Künstlers und Regisseurs Antoine Fuqua nicht gering schätzen. Sein Auftrag lautete, die Artus-Sage neu zu deuten, und er lieferte einen Leder-Bikini als schönstes Resultat. Auch das ist Kreativität.
Überhaupt hat Fuqua es sich in den Kopf gesetzt, nicht mit interessanten Ideen zu sparen. Lancelot ist ein chronischer Nörgler, Merlin ein Krawallmacher mit grüner Farbe im Gesicht und King Arthur kein wirklich edler Held. Seine Ritter der Tafelrunde sind eine Bande desillusionierter Soldaten, die sich nach Heimat sehnen, aber im Auftrag der Römer dazu gezwungen sind, im regnerisch-matschigen England ihren Wehrdienst zu absolvieren. Alle sind daher dreckig und nass, was Knightleys Leder-Bikini umso kühner erscheinen lässt.
Die Geschichte geht in etwa so: Arthur und seine Jungs patrouillieren widerwillig durch das Land und sind froh, dass sie bald nach Hause können. Dabei macht ihnen der knurrige Merlin mit seinen bärbeißigen Horden das Leben schwer, sodass es sporadisch zu überschaubaren Gewaltausbrüchen kommt. Dann werden die Ritter der Tafelrunde auf eine letzte Mission geschickt. Sie sollen einen römischen Nobelmann und dessen Sohn aus dem Norden des Landes retten.
Dummerweise landen etwa zeitgleich fiese Sachsen an Englands Küste und töten alle, die ihnen begegnen. Während deutsche Zuschauer da noch über den grimmigen Glatzkopf Til Schweiger staunen, melden sich bei Arthur erste Anzeichen der Ritterlichkeit. Können er und seine Freunde das Land der totalen Verwüstung überlassen? – Tapfer greifen sie zu den Waffen. Im Folgenden muss man sich den Film als eine Mischung aus „Braveheart“ und „Die glorreichen Sieben“ vorstellen, wobei die Kampfszenen immerhin schön ausgearbeitet sind. Dummerweise musste Fuqua aber die hübsch und aufwendig inszenierte Gewalt wieder aus dem Endprodukt rauskürzen, weil Produzent Jerry Bruckheimer von der Idee getrieben war, mit „King Arthur“ den Erfolg von „Fluch der Karibik“ zu wiederholen. Eine Altersfreigabe ab zwölf Jahre war daher unverzichtbar. Folglich liegt dichter Nebel über dem Kampfgeschehen, was sich auf die Gesamtatmosphäre des Films dann doch irgendwie stimmungsvoll auswirkt.
Wenn man also daran interessiert ist, Massen von Menschen zuzuschauen, die sich gegenseitig umsäbeln, dann ist „King Arthur“ kein schlechter Film. Wenn man allerdings daran interessiert ist, einen guten Film zu sehen, dann gibt es sicherlich bessere. HARALD PETERS
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