Ein Drittel bleibt immer noch stur

Zehn der 30 DAX-Unternehmen wollen ihre Vorstandsgehälter weiterhin nicht einzeln auflisten. Bundesjustizministerin Zypries macht Druck. Neun von Deutschlands größten Unternehmen haben schon nachgegeben, der Rest wartet ab

BERLIN taz ■ Rund ein Drittel der DAX-30-Unternehmen bleibt „stur“. Laut einer Umfrage der taz wollen sie weiterhin nicht öffentlich machen, wie viel die einzelnen Mitglieder ihrer Vorstände genau verdienen. Damit entziehen sie sich der im Zuge von Hartz IV laut gewordenen Forderung nach mehr Transparenz bei den Top-Gehältern. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) baut derzeit Druck auf. Bis zum Sommer kommenden Jahres sollen die Vorstände ihre Zahlen freiwillig offen legen, sonst kündigte sie eine gesetzliche Regelung an. Die Firmen zögern eine Entscheidung hinaus.

Unter den Blockierern von mehr Öffentlichkeit: BMW. Das Unternehmen ist nach wie vor überzeugt, dass es genüge, die Summe der Top-Gehälter auszuweisen. „Unseres Erachtens ist die geforderte Transparenz ausreichend gegeben“, erklärt BMW-Sprecherin Martina Wimmer. Auch Hans Friderichs, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender beim Sportartikelhersteller Adidas-Salomon, meint: „Aufgeschlüsselte Zahlen bringen keine zusätzlichen relevanten Informationen.“ Er hält es sogar für aussagekräftiger, wenn alle Gehälter der Managerriege als Gesamtpaket ausgewiesen werden.

Dass es auch anders geht, zeigen neun der DAX-Unternehmen, die ihre Vorstandsbezüge schon einzeln ausweisen. Darunter Deutsche Telekom, Bayer und RWE. Elf weitere Firmen wollen sich öffnen, haben sich schon entschlossen zu veröffentlichen oder denken zumindest darüber nach. Zehn Aktiengesellschaften wollen den freiwilligen Forderungen des „Corporate Governance Kodex“ jedoch weiterhin nicht entsprechen. Dieser zwei Jahre alte Kodex, erarbeitet von Bundesregierung und Wirtschaft, enthält Vorschläge zu Verhaltensstandards und Offenlegungspflichten für börsennotierte Unternehmen. „Eine gesetzliche Regelung wird sich am Kodex orientieren“, sagt Zypries.

Teilweise astronomisch hohe Jahresgehälter in Millionenhöhe lassen sich nicht nur vor den Aktionären schlecht erklären. Deswegen schweigt man in den Konzernen gern darüber. Gegen diese Maßlosigkeit will Bundesjustizministerin Brigitte Zypries angehen – mit umfassender Transparenz. Unterstützt wird sie von Bundespräsident Horst Köhler und Finanzminister Hans Eichel (SPD). Auch die Gewerkschaften fordern, dass genaue Zahlen offen gelegt werden. Ver.di-Sprecherin Martina Sönnichsen: „Das ist schon allein im Sinne einer demokratischen Mitbestimmung notwendig.“

Die meisten DAX-Konzerne, die zumindest Bereitschaft zur Veröffentlichung zeigen, warten immer noch darauf, dass die Kollegen den Anfang machen. Jürgen Homeyer, Pressesprecher des Handelskonzerns Metro: „Wir verfolgen die Entwicklung. Kommt es zu einem Konsens zwischen den DAX-notierten Unternehmen, werden wir uns dem sicher nicht verschließen.“

JULIANE GRINGER