Türkische Kultur, konzentriert

Interview mit Esra Nilgün Mirze, der Organisatorin von Șimdi now in Berlin

taz: Frau Mirze, wie gefällt Ihnen Berlin?

Es ist eine wunderschöne Stadt, und ich habe gehofft, hier etwas vom kulturellen Leben mitzubekommen. Aber leider ist dieser Wunsch der Arbeit zum Opfer gefallen.

Haben Sie Kontakt zur türkischen Community in Berlin?

Sicher. Wir sind in Verbindung getreten.

Finden Sie Ihren Istanbuler Way of Live in der türkischen Community hier wieder?

Es gibt ein Istanbul und es gibt ein anderes Istanbul. Auch in Berlin gibt es alle Facetten. Es gibt ausgeprägtes kulturelles Leben auch in der türkischen Community, und es scheint in anderen Teilen der türkischen Community nicht entwickelt zu sein.

Erwarten Sie viel Resonanz auf das Festival Șimdi now von der türkischen Community?

Wir hoffen es. Wir sind sehr stolz auf das Programm, das wir zusammengestellt haben. Und ich denke, es wird auch der türkischen Community – vor allem der zweiten und dritten Generation – die Möglichkeit geben, ihre eigene Kultur in ihrer hoch entwickelten Form zum ersten Mal zu sehen. Es mögen individuelle Ansätze der Kunst bekannt sein, aber nicht in so einer organisierten und konzentrierten Form wie wir es präsentieren in Șimdi now. Es wird einen Eindruck von zeitgenössischer Kunst vermitteln. Wie wird mit der traditionellen Musik umgegangen? Wie werden neue Ausdrucksmöglichkeiten gesucht?

Alle reden von der religiösen Besinnung in der Türkei. Ihr Programm scheint jenseits der Religion zu stehen.

Ich kann nicht sagen, dass es keine islamischen Bezüge gibt. Zum Beispiel Kudsi Erguner & Muezzins aus Istanbul, sie spielen traditionelle Musik. Sie singen Goethes Verse, die unter dem Einfluss der orientalischen Poesie geschrieben wurden. Das Thema Islam wird von einigen Gruppen und Parteien missbraucht. Sie wollten die Religion zum politischen Symbol machen. Es gibt religiöse Elemente in unseren Beiträgen, aber eben nicht die Art von Religion, die politisches Symbol sein will. ED