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Paderborns Kinder haben es gut

Die Bertelsmann-Stiftung hat Paderborn als Modellkommune für ein Kinderbetreuungsprojekt ausgewählt. Besser vernetzte Betreuungsangebote sollen dort zukünftig Bildungschancen erhöhen

„Paderborn ist viel weniger heile Welt, als man vielleicht meint.“

VON ULLA JASPER

Kinder in Paderborn haben es gut getroffen. Sie dürfen ab diesem Herbst an dem Modellprojekt „Kind & Ko“ der Bertelsmann-Stiftung teilnehmen und sollen auf diese Weise in den Genuss innovativer und fortschrittlicher Erziehungs- und Betreuungsmethoden kommen.

Ziel des Projekts sei es, „alle Akteure, die auf kommunaler Ebene mit Kindern im Alter von null bis acht Jahren zusammenarbeiten, besser zu vernetzen, um die Lern- und Bildungschancen der Kinder zu erhöhen“, sagt Anette Stein, Projektleiterin bei Bertelsmann: „Zentrale Anlaufstelle sind dabei die Kindertagesstätten, da 90 Prozent der Kinder früher oder später mal dorthin kommen.“

Doch auch Eltern, Familienbildungseinrichtungen, die Jugendhilfe sowie Kinderärzte und Hebammen sollen in das Projekt einbezogen werden. Oftmals gäbe es in den Kommunen zwar eine große Anzahl von Angeboten für Familien mit Kindern, doch diese Angebote seien nicht aufeinander abgestimmt, kritisiert Stein. Außerdem stünden zu oft die einzelnen Institutionen im Mittelpunkt, und nicht die Bedürfnisse der Kinder. „Der Übergang von den Kindertagesstätten zu den Grundschulen klappt zum Beispiel oft sehr schlecht, weil man sich nicht an den tatsächlichen Bedürfnissen der Kinder und Eltern orientiert.“

In den beiden Modellkommunen – neben Paderborn soll eine weitere Stadt in den neuen Bundesländern ausgewählt werden – soll mit Hilfe der Stiftung untersucht werden, was bisher schon an Angeboten existiert, wo weiterer Bedarf besteht und wie diese Lücken gefüllt werden können. „Wir haben uns bewusst für je eine Modellkommune in Ost und West entschieden, um aufzuzeigen, wie unterschiedlich die Lebenswelten gerade im Bereich der Kindererziehung und -Betreuung in den beiden Teilen Deutschlands sind“, sagt Anette Stein. So würden im Westen weniger als drei Prozent der unter Dreijährigen in Kindertagesstätten betreut, im Osten seien es 43 Prozent, so die Projektleiterin.

Im Rahmen des Modellprojekts, das bis Ende 2007 laufen soll, erhalten beide Städte von der Bertelsmannstiftung je 650.000 Euro. Mit dem Geld sollen vor allem Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen entwickelt werden. Im Gegenzug verpflichten sich die Kommunen, Personal für die Koordination des Projekts bereitzustellen und das Projekt auch nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Bertelsmann weiterzuführen. „Wir können in den drei Jahren kein fertiges, abgeschlossenes Programm entwickeln. Vielmehr wollen wir zeigen: was wird gebraucht, wie kann man Dinge vernetzen und verbessern?“, so Stein. Am Ende sollen Ergebnisse stehen, die auch von anderen Städten übernommen werden.

Warum nun gerade Paderborn ausgewählt worden sei, konnte man bei der Stadt auch nicht so ganz sagen. „Ich weiß eigentlich auch nicht, warum gerade wir ausgewählt worden sind“, so Gabriele Mikus, zuständige Projektleiterin bei der Stadt. Anette Stein erklärt die Wahl damit, dass sich die Stadt „schon auf den Weg gemacht“ habe: Das Ziel, kinderfreundlicher zu werden, sei in der Kommunalpolitik schon seit längerer Zeit verankert. Ob Paderborn nicht zu sehr „heile Welt“ sei, um repräsentative Ergebnisse zu liefern? „Paderborn ist viel weniger heile Welt, als man das vielleicht von außen meint.“ Außerdem habe man eben nach einer Stadt gesucht, „die irgendwie ein bisschen durchschnittlich“ sei.

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