Bücherei dämmt mit Hightech die Leselust ein

Die Duisburger Stadtbibliothek stellt ihr Ausleihsystem um. Die Stadt will damit ihre Zuschüsse kürzen. In Zukunft prüfen Computerprogramme die Unterschriften der Nutzer. Dafür verdoppeln sich die Kosten für Familien

Duisburg taz ■ Die Stadt Duisburg will sich die Weiterbildung seiner Einwohner besser bezahlen lassen. In der Stadtbibliothek darf in Zukunft nur noch der Inhaber des Büchereiausweises Medien ausleihen, eine Mitbenutzung durch Familienmitglieder soll per Unterschrift verhindert werden. Deshalb muss bald auf einem so genannten „Touch Pad“ unterschrieben werden, ein Computer-Programm kontrolliert die Signatur anschließend mit den zwei letzten abgegebenen Unterschriften. Für einkommensschwache Haushalte würde die Bibliotheksbenutzung dann teuer, denn einen Familienausweises soll es nicht geben. Bisher kostete die Bibliotheksnutzung für einen 4-Personen-Haushalt 39 Euro im Jahr, dieser Betrag würde sich in Zukunft mindestens verdoppeln.

Händeringend versucht die Duisburger Stadt-Bibliothek die Ausleihe profitabel zu machen, hat bereits in den letzten Jahren kräftig an der Kostenschraube gedreht. So muss zum Beispiel für Bücher-Neuanschaffungen eine zusätzliche Gebühr bezahlt werden, obwohl das Angebot klassischer Medien stagnierte. Dafür wurden Internetplätze geschaffen und DVD‘s in Massen eingekauft. „Damit sollen die gesamtstädtischen Bemühungen um eine aktive Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik unterstützt werden“, begründet Bücherei-Chef Jan-Pieter Barbian die neue Konzentration auf die Internet-Anschlüsse für Alle.

Doch einen Abgleich oder eine Zusammenarbeit mit Bibliotheken in Nachbarstädten wie Mülheim oder Essen nicht. Auch das dort installierte neue Chipkartensystem war den Duisburgern nicht innovativ genug. Es sieht so aus, als ob die Stadt die Zuschüsse an ihre Bibliothek mit dem anvisierten Hightech-Programm besser kürzen könne.

„Mit Einsparungen hat das neue System überhaupt gar nichts zu tun“, behauptet der stellvertretende Amtsleiter der Bibliothek Reiner Raschdorf. Allerdings müssten die Zuschüsse in diesem Jahr voraussichtlich „nur“ um 180.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr erhöht werden. 7,88 Millionen Euro koste die Stadt dann jährlich ihre Bibliothek, die rund 900.000 Medieneinheiten umfasst. Ob die Stadt ihre Bücherei in Zukunft privatisieren will, wollte niemand bestätigen. STEFAN OSSENBERG