Ältere fordern Ältere zum Mitmachen auf

Heute stellt sich das Holweider Seniorennetzwerk vor. Das hat in zwei Jahren ein vielfältiges Angebot für Menschen über 60 Jahre aufgebaut. Doch seine Zukunft ist unsicher. Im nächsten Jahr läuft die Stelle der Koordinatorin aus

Köln taz ■ Bauchtanz für Frauen über 60? Für Olga Rumstajn, selber eine gestandene Seniorin, kein Problem: „Egal, wie alt man ist – ein besseres Bewegungsprogramm als Bauchtanz gibt es für den weiblichen Körper gar nicht. Das kann Ihnen jeder Frauenarzt bestätigen.“ Heute will sie mit ihrer Gruppe beim Holweider „Tag der Begegnungen“ Werbung in eigener Sache machen. Und gleichzeitig auch für das Seniorennetzwerk Holweide.

Rund 21.000 Menschen leben in dem rechtsrheinischen Stadtteil, gut jeder fünfte ist älter als 60 Jahre. Und der Anteil der Alten wächst – in ganz Köln. Vor knapp zwei Jahren wurden deshalb in 12 Kölner Stadtteilen Seniorennetzwerke gegründet, finanziert von der Stadt und organisiert von den Wohlfahrtsverbänden. Sie bündeln – wie in Holweide – die Angebote für alte Menschen und informieren darüber. Dabei hilft die kostenlose Zeitschrift Kölner Leben. Das Netzwerk organisiert Besuche in Konzerten und Ausstellungen, Wandergruppen, Bildungs- und Computerkurse, altengerechte Wohnungen und koordiniert privates Engagement.

Mit Abschluss der Testphase im Jahr 2005 läuft die Stelle der Holweider Koordinatorin aus. Danach soll das Netzwerk ehrenamtlich weiterlaufen. Wie, ist allerdings noch nicht ganz klar. Möglicherweise übernimmt die Bürgervereinigung Holweide den Job. Ihre mehr als 500 Mitglieder haben zum Großteil schon die 50 überschritten und sind damit selbst Zielgruppe. „Wir organisieren schon jetzt Einiges für Ältere, daher sind wir prädestiniert für die Aufgabe“, erklärt Vorstandsmitglied Helga Tusch. Eine Stadtteilkonferenz im Oktober soll die Frage der künftigen Trägerschaft klären.

Ob dann auch die etwas unkonventionelleren Angebote wie die Bauchtanzgruppe überleben? Olga Rumstajn hofft jedenfalls auf viele Interessenten. Die werden unter anderem auch durch die Modenschau eines Kaufhauses mit sechs Holweider Amateurmodels und -dressmen angelockt. Das Büro gegen Altersdiskriminierung informiert über Möglichkeiten der Gegenwehr, das Projekt Tandem bietet häusliche Unterstützung für Demenzkranke an. Und wer sich bisher Onlinebanking nicht zutraute, kann sich vom lokalen Geldinstitut weiterhelfen lassen.

Doch nicht nur als Kunden und Hilfsbedürftige werden die Senioren angesprochen: „Wir hoffen, auf dem Begegnungstag Vorlesepaten zu finden“, sagt Birgit Tewes von der katholischen Bibliothek St. Anno. „Viele ältere Menschen können spannend vorlesen. Das ist ein Genuss vor allem für Kinder.“ Die Bibliothek organisiert regelmäßige Vorlesestunden in Horten, Kindergärten und Schulen.

Ob der Paukenschlag „Begegnungstag“ lange nachhallt? In Holweide gibt es für die Senioren noch Einiges zu tun. So hat das Veedel zwar ein paar Altenwohnungen, aber immer noch kein betreutes Wohnen. Ein „Runder Tisch Seniorennetzwerk“ trifft sich einmal monatlich.

SILKE FREUDE

„Tag der Begegnung: Zeit für Rosen – Zeit für Begegnung“: heute, 14-19 Uhr, Schützenhalle Holweide, Maria-Himmelfahrt-Str. 10