Polen: 177 €

Um hohen Steuern und Abgaben zu entgehen, wird der Arbeitnehmer schon mal nach Kenia geschickt

WARSCHAU taz ■ Das offizielle Mindesteinkommen in Polen liegt zur Zeit bei 800 Zloty (176,66 Euro). Mit dem tatsächlichen Einkommen hat die Zahl allerdings wenig zu tun. Die Kosten für die Sozialversicherung sind in Polen so hoch, dass nach allen Abzügen nur gut die Hälfte im Portemonnaie bleiben würde. Aber es gibt ein ausgeklügeltes Prämiensystem, das nicht der Sozialversicherung unterliegt.

Das fängt bei Zulagen vom Arbeitgeber für „die Stadt“ (hohe Lebenshaltungskosten) oder „das Land“ an (da will freiwillig niemand hin), geht über Leistungsprämien bis hin zu Dienstwagen sowie „Fortbildungskursen“ in Kenia oder auf den Malediven. Auf diese Art verdient man in Polen auf dem Papier 800 Zloty, in Wirklichkeit aber das aktuelle Durchschnittseinkommen in Höhe von 2.200 Zloty (485,80 Euro) oder auch erheblich mehr. Weniger die Steuern als vielmehr die hohen Sozialabgaben führen dazu, dass in Polen die Arbeitslosigkeit bei noch immer rund 20 Prozent liegt. Denn diese Kosten stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zur Leistung der Kranken- und Rentenkassen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sehen also zu, dass sie das Arbeitsverhältnis auf dem Papier so regeln, dass möglichst wenig Sozialabgaben anfallen. GL