Battisti verschwunden

Ex-Linksextremist versucht drohende Abschiebung nach Italien offenbar durch Flucht aus Frankreich zu vermeiden

PARIS afp ■ Der frühere Linksextremist Cesare Battisti ist angesichts seiner drohenden Auslieferung von Frankreich nach Italien offenbar ins Ausland geflüchtet. Wie die Libération gestern ohne Angabe von Quellen berichtete, missachtete Battisti bereits seit dem 14. August die Auflagen der Justiz und setzte sich ins Ausland ab. Gegen Battisti lief seit Monaten ein Auslieferungsverfahren, das gegen ihn auszugehen schien. Justizminister Dominique Perben nannte die Freude mehrerer Unterstützer Battistis „unverantwortlich“.

Battisti soll Ende der 70er-Jahre als Anführer der italienischen Gruppe „Bewaffnete Proletarier für den Kommunismus“ vier Morde begangen haben. Er war 1993 in Italien in Abwesenheit zu zweimal „lebenslänglich“ verurteilt worden. Seit 1990 lebte er in Paris als Krimi-Autor. Der damalige sozialistische Staatspräsident François Mitterrand hatte ihm nach seiner Absage an Gewalt einen sicheren Aufenthalt in Frankreich zugesagt. Der jetzige Staatschef Jacques Chirac sprach sich aber für die Auslieferung aus. Eine Entscheidung des Kassationsgerichtshofs steht noch aus, der als letzte Instanz die Auslieferung stoppen könnte; dies gilt als unwahrscheinlich.