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: „Kräftige Burschen benötigt“

Das Museum der Arbeit hat eine Druckerpresse von 1780 nachgebaut. Heute ist Andruck

taz: Herr Bönig, was ist das für eine Druckerpresse, die Sie heute Abend einweihen?

Jürgen Bönig: Es handelt sich um den Nachbau einer Spindelpresse aus dem 18. Jahrhundert. Heute gibt es nur noch etwa ein Dutzend dieser alten Buchdruckpressen. Eine davon steht in unserem Museum. Früher wurde damit der Hamburgische Unpartheyische Correspondent gedruckt – im 18. Jahrhundert war das die größte Tageszeitung Europas.

Druckt man heute noch auf die gleiche Weise wie im Jahr 1780?

Nein, heute werden Bücher und Zeitungen per Flachdruck-Verfahren hergestellt. Früher musste viel Druck auf das Papier ausgeübt werden, das ist heute nicht mehr so. Deshalb sind das heute auch ganz leichte Maschinen.

Wie genau weihen Sie die Maschine denn ein?

Wir setzen die Presse in Bewegung und drucken eine Zeitung. Keine einfache Aufgabe: die Maschine ist rund 300 Kilo schwer, und zum Drucken ist viel Körperkraft nötig. Deshalb waren das auch kräftige Burschen, die diese Arbeit früher gemacht haben. Trotzdem waren die nach etwa einer Stunde so erschöpft, dass sie abgelöst werden mussten.

Sie haben auch ein Original – bleibt die nachgebaute Presse im Museum?

Der Nachbau nicht. Den bekommt die Thalia Buchhandlung, die das Projekt unterstützt hat. Das Original bleibt aber weiter im Museum. INTERVIEW: JNO

Andruck: 19 Uhr, Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, Kesselhaus

Fotohinweis:JÜRGEN BÖNIG, 55, Museumsdirektor