Dem Täter auf der Spur

Die Polizei verhört den Hauptverdächtigen im Mordfall Anna Lindh und hofft auf die DNA-Analyse. Spekulationen über rechtsradikale Kontakte des mutmaßlichen Mörders. Morgen Gedenkfeier

STOCKHOLM taz ■ Der festgenommene Hauptverdächtige im Mordfall der schwedischen Außenministerin Anna Lindh wurde gestern ersten Verhören unterzogen. Während einige Zeitungen in ihren Internetausgaben behaupteten, der Festgenommene habe dabei „gewisse Geständnisse“ abgelegt, meldete der schwedische Rundfunksender SR, er habe zwar geleugnet, aber kein Alibi für die Tatzeit. Die Polizei wollte keinen Kommentar zum Stand der Ermittlungen abgeben. Lediglich verschiedene Hausdurchsuchungen und die Entnahme von Blutproben für DNA-Analysen wurden bestätigt. Staatsanwältin Agneta Bildström – eine von drei mit dem Fall beschäftigten AnklägerInnen – kündigte an, die Öffentlichkeit könne bis Freitagmittag mit keinen Informationen rechnen. Erst dann sei die Frage nach dem Erlassen eines Haftbefehls aktuell.

Die Polizei hatte in den vorhergehenden Tagen von „mehreren interessanten Spuren“ gesprochen. Aus der Tatsache, dass zwischenzeitlich keinerlei weitere Festnahmen außer der vor dem Stockholmer Fußballstadion am Dienstagabend stattgefunden haben, zogen schwedische Medien übereinstimmend den Schluss, dass nach Auffassung der Polizei offenbar der „richtige“ Mann festgenommen worden sei. Zu Fragen nach rechtsradikalen Kontakten wollte die Polizei keine Stellungnahme abgeben. Mehrere Zeitungen spekulierten über solche Verbindungen. Unter anderem berichteten ehemalige Mitschüler des 35-Jährigen, wie er als Jugendlicher mit Militärstiefeln durch seinen Heimatort gelaufen und mit einem deutschen Verwandten mit angeblicher SS-Vergangenheit geprahlt habe. Sie äußerten aber gleichzeitig Zweifel, ob er wirklich zu einer Tat wie der Ermordung Anna Lindhs fähig gewesen sein sollte.

Justizminister Thomas Bodström kündigte eine Verbesserung des Schutzes von Politikern durch Leibwächter an. Zudem werde das Budget des Verfassungsschutzes Säpo aufgestockt. Ein großes Sicherheitsaufgebot wird in Stockholm bereits am Freitag zur Gedenkfeier für Anna Lindh erwartet, an welcher 1.300 prominente Gäste aus aller Welt – darunter Deutschlands Außenminister Joschka Fischer – teilnehmen werden. REINHARD WOLFF

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