piwik no script img

Jukebox

Remake und Remodel. Alles, immer. Irgendwie

Ein paar Puzzleteile. Mal sehen, was alles zusammenpasst. Im Schokoladen gewesen, vorgestern, und The Devastations gesehen. Zukunft? Oh ja. Wenn man was von Vergangenheit weiß. Ein Soulsprengsel, Gitarrenexplosionen. Ruhig atmender Countryrock und überhaupt so was Schönes, als würden die Everly Brothers von Nick Cave singen. Musste mal gesagt sein. Denn das australische Trio spielt heute noch mal beim Bada Bing im Big Eden. Alexander Hacke als Master of Ceremony wird freundlich dazu nicken. Das hat jetzt aber nicht wirklich damit zu tun, dass Johnny Cash leider immer noch tot ist, und von dem höre ich eigentlich den „Ring of Fire“ am liebsten, da steh ich zu, da muss nichts Hipperes herausgekramt werden. Außerdem weiß ich mich mit Eric Burdon einig, der den Song einst mit einer Coverversion würdigte. Sowieso höchste Zeit, wieder verschärft auf dessen Verdienste zu verweisen: Immer sorgte er dafür, dass der Ring geschlossen bleibt, mit Respekt vor den Vorgängern und Verantwortung vor der Gegenwart. In seiner besten Zeit Mitte, Ende der Sechziger waren seine Platten stets voll an explosiv ausgearbeiteten Coverversionen. „Paint it black“ gleich mehrmals, und selbst die Bee Gees machte er mit „To love somebody“ wahrhaftig. Komisch eigentlich, dass das Covern aus der Mode gekommen ist. Muss eine Übersprungshandlung der sonst so zitierwütigen Postmoderne sein. Jetzt lieber diskontinuierliche Gleichzeitigkeit. Kopiert wird gleich en gros, epochenweise, gerade am liebsten die Achtziger, und natürlich weiter en detail. Ohne lästiges Tantiemenüberweisen. Aber die Hymne der No-Logo-Generation, „Guten Tag (Die Reklamation)“ von Wir sind Helden ist natürlich ein astreines Remake/Remodel von Plastic Bertrands „Ça plane pour moi“. Andererseits: Wer würde sich noch an die Chiffons erinnern, hätte nicht George Harrison deren „He’s so fine“ als Vorlage für sein „My sweet Lord“ genommen. Notengetreu und recht nachlässig beim Copyrightverweis. Sicherte damit den Chiffons einen Platz in der Ewigkeit. Und Harrison ist auch schon tot. THOMAS MAUCH

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen