Doppelsieg in Malmö

Die Demo am Rande der Davis-Cup-Partie Schwedens gegen Israel bleibt weitgehend friedlich. Die Diskussion über die Entscheidung, das Publikum auszusperren, dauert an

STOCKHOLM taz ■ Weniger DemonstrantInnen als erwartet, unter diesen aber eine Gruppe mit größerer Gewaltbereitschaft als befürchtet. So fasste die Polizeiführung in Malmö am Sonntag die Proteste gegen das Davis-Cup-Match zwischen Schweden und Israel zusammen. Die Autonomen hätten es jedenfalls nicht geschafft, in den Veranstaltungsort, die „Baltische Halle“, vorzudringen: „Damit ist der polizeiliche Einsatz gelungen“, gab sich Einsatzleiter Håkan Jarborg Eriksson „sehr zufrieden“.

Ein Sieg für den Sport sei das und ein Sieg für die Demokratie. Denn das Match habe stattfinden können und die Demonstrationen dagegen auch. In der Baltischen Halle mit ihren 4.000 Sitzplätzen, in der Schwedens Tennis-Herren nach dem Doppel vom Samstag mit 2:1 in Führung lagen, war es gespenstisch leer. Wie von der Stadt Malmö entschieden, fand die Partie aus Sicherheitsgründen vor leeren Tribünen statt. Nur JournalistInnen, Funktionäre und einzelne ZuschauerInnen, die einen Teil der 100 Karten genutzt hatten, welche die israelische Botschaft an jüdische Gemeinden verteilt hatte, verloren sich auf den Rängen. Vor der Halle, an der nur schwedische, aber keine israelischen Fahnen wehten, war es dagegen schon seit Freitagvormittag deutlich lebhafter zugegangen. Zwar kamen dort anfänglich auf jeden Demonstranten zehnJournalisten und auf jeden Journalisten zehn Polizeibeamte. Am Samstagmittag füllte sich dann aber der Platz vor dem Veranstaltungsort mit fast 10.000 Menschen. Von Neonazis, die eine Teilnahme an den Protesten angekündigt hatten, war nichts zu sehen. Dass es trotz Steinwürfen und Attacken auf Polizeiautos relativ friedlich blieb und es nur zehn vorübergehende Festnahmen gab, dafür lobte Einsatzleiter Eriksson die Veranstalter der Kundgebung. Das Netzwerk „Stoppa Matchen“ („Stoppt das Match“), hätte „einen fantastischen Job“ geleistet, um die von ihnen ausgegebene Parole „Keine Gewalt!“ umzusetzen.

Die politische Debatte über das Für und Wider zum Spiel ohne Publikum ging unterdessen weiter. Jan Björklund, Vorsitzender der schwedischen Liberalen, beschuldigte Malmös sozialdemokratischen Oberbürgermeister Illmar Reepalu „der Hetze gegen sechs junge jüdische Tennisspieler“. Während einige israelische Medienkommentare die leeren Ränge sogar als einen Ausdruck von Antisemitismus bezeichneten, zeigte Adam Keller, Sprecher der israelischen Friedensbewegung „Gusch Schalom“, in einem Beitrag für die in Malmö erscheinende Efter Arbetet für die Proteste Verständnis: Es sei durchaus angebracht, israelische Sportler als Repräsentanten ihres Landes anzusehen, und damit nicht verwunderlich, dass sie von Menschen, die gegen Israels Palästina-Politik protestieren wollen, als Zielscheibe benutzt würden. Daran werde sich nichts ändern, solange „das Grundproblem – die Okkupation und die Unterdrückung der Palästinenser, die fortgesetzten Hass und weitere Konflikte hervorbringen“, nicht gelöst sei. REINHARD WOLFF