schurians runde welten
: Zurück! Das Trikot des Grauens

„Wie viele Bälle, die bei uns im Netz gelandet sind, waren vorher eigentlich schon tot?“

(Georg Koch, MSV Duisburg)

Weil Lottofee Karin Tietze-Ludwig ihr Perlweiß eines Tages nicht mehr in die Kameras der ARD halten wollte, wechselte die Siegenerin ins Werbefernsehen und versprach dort Montagspost von Norman Faber, einem Unternehmer aus Bochum, der die olympischen Spiele besonders gern anschauen wird: Sein Trikot des Grauens ist zurück.

Athens Offizielle und Olympia-Hostessen tragen ein Polohemd auf, das der Lottoexperte Faber mit seinem koreanischen Rechenkünstler und Kompagnon Seong-Han Kim am Computer designt haben dürfte, wie er es schon mit der Sportwäsche des VfL Bochums tat.

Fabers inkontinentes Farbspektrum machte die Bochumer Fußballer zum Gespött der Fußballwelt, jetzt rieselt es von Hellbraun bis Uringelb über die Ärmel der olympischen Familie. Steckt darin die griechische OK-Chefin Gianna Angelopoulos, beeilt sich selbst ein eitler Pinsel wie Otto Rehhagel zum Gnadenkompliment: „Gianna sieht in allem toll aus!“

Für Fußballbochum hieß Faberland die Höchststrafe. Ausgerechnet die erste Uefa-Cup-Saison des VfL begann mit einem Schock und endete mit einer ästhetischen Blamage. Weil Faber aber sein Trikotverbrechen so gelungen fand, entwickelte er auch noch eine Komplettkollektion für Fußballer und die Bochumer Lizenzspieler machten sich nun auch im Training und auf Busfahrten lächerlich, banden sich eine leunablaue Jogginghose um, die bei Regen zur Zentnerlast wurden. Erst der zweite Abstieg der Bochumer beendete das textile Trauerspiel.

28.8. Bielefeld – Bochum

Während uns Griechenland noch drei Tage mit optischen Beleidigungen überzieht, geht es in der Liga längst geschmacksicherer zu. So können sich die Anhänger von Arminia Bielefeld auf das „Home-Trikot“ für 50 Euro freuen, das vom Schriftzug des Hauptsponsors, Bierbrauers und Regenwaldretters geschmückt wird – Bierwerbung macht sich immer noch am besten auf Profibrüsten. Jedenfalls besser als der Finanzdienstleiter, die Nummer Eins in Fonds, für den Bochum aufläuft. Andererseits: Vielleicht hat Norman Faber bei seinem Engagement in Bochum ja doch mehr erreicht. Die vielen Lottomillionäre müssen schließlich irgendwohin mit dem vielen Geld.

Irgendwohin wollte dann auch Delron Buckley, der einst als 17-Jähriger ins Ruhrgebiet wechselte und seit Jahren mit einem Vereinswechsel zu einem europäischen Topclub liebäugelte. Doch stattdessen wechselte der Südafrikaner jetzt nach Bielefeld, in das Stadion seiner finstersten Sportstunde: Im Februar 1997 zertrat ein Bielefelder die Kniescheibe vom Buckley. CHRISTOPH SCHURIAN