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: Auf Butterfahrt mit Käpt’n Harald

„Die Harald Schmidt Show“ (Donnerstag 20.15 Uhr, Sat.1)

Wenn Harald Schmidt ankündigt, mit seinem Team vier Stunden lang über den Rhein zu schippern und das zur besten Sendezeit, dann sind die Erwartungen hoch. Ungefähr genauso hoch wie die Befürchtungen. Befürchtungen, Schmidt könnten trotz Unterstützung durch die Unterhalterprofis Anke Engelke, Olli Dietrich und Bastian Pastewka zwischendrin die Scherze ausgehen. Befürchtungen, dass Schmidts Konzept der Late-Night-Show zur Prime Time nicht zieht.

Und genau das ist passiert: Statt „Spaß und Gags auf allen Decks“ wälzt sich die Sendung zäher dahin als der Strom. Trotz hektisch aneinander gereihter Aktivitäten: Assistentin Susana gibt auf Wasserskiern die fesche Nixe, während Madame Natalie im Hubschrauber über der Szenerie kreist. Helmut Zerlett muss sich sogar als Eingeborener verkleiden. Das alles wirkt ein bisschen zu beliebig, ein bisschen sehr improvisiert. Vor allem das Nachspielen von „Traumschiff“-Szenen geht voll daneben: Während Schmidt selbst versucht, die dümmlichen Dialoge mit Ironie zu entlarven, setzen seine Hilfs-Comedians auf Klamauk – und zerstören damit die Idee. Schon nach einer Stunde dämmert es auch den Mitwirkenden: „Vier Stunden sind zu lang für so ’ne Sendung“, entfährt es Olli Dietrich.

Eine Persiflage auf patriotische Schunkelsendungen wie „Kein schöner Land“ soll es sein, macht sich aber streckenweise mit eben diesen gemein: Auch bei Käpt’n Schmidt wird ein ums andere Mal das deutsche Liedgut bemüht – und nur weil Anke Engelke unsäglich schief dazwischenquäkt, ist das noch keine Satire.

Doch es gibt auch unterhaltsame Etappen: Wenn die Komiker ein Video zum Schlager „Meine kleine Schwester heißt Hedi“ drehen oder Paparazzi-Fotos nachstellen, hat das vertraut-skurrile Schmidt-Qualität. Umwerfend auch seine Aufforderung, den Niedrigstand des Flusses durch Hineinschütten von Mineralwasser zu bekämpfen, der zwei Gäste prompt nachkommen. Geholfen hat’s indes nicht: Der Rhein hat gestern seinen historischen Tiefstand erreicht. Was man, trotz allem, von Schmidt nicht behaupten kann. MEIKE RÖHRIG