Und doch drei Punkte

Hamburger SV erreicht ein mühevolles 2:1 gegen Hansa Rostock und steht dennoch weiterhin im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga

aus HamburgHOLGER SCHLEPER

Druckvoll begann der HSV vor 44.304 Zuschauern in der AOL Arena. Mehdi Mahdavikia läutete mit einem platziert getretenem Freistoß in der vierten Minute eine Serie von Großchancen für Takahara, Barbarez und Ujfalusi ein. Letzterer sorgte jedoch für eine kurze, aber folgenreiche Unterbrechung des HSV-Offensivdrangs. Unglücklich spitzelte er den Ball am herauslaufenden Keeper Pieckenhagen vorbei, der Rostocker Torjäger Martin Max bedankte sich und schob ein zum 0:1 (10. Minute). Bezeichnenderweise lautete das Chancenverhältnis denn auch 8:1 für die Hamburger nach der ersten Halbzeit.

Mit dem zur Halbzeit eingewechselten Romeo sollte die Vielzahl an Gelegenheiten endlich in Zählbares umgemünzt werden. Das gelang in der 68. Minute, als der Argentinier auf Flanke von Barbarez einköpfte. Dem drohenden sechsten erfolglosen Spiel in Serie wurde jetzt Aggressivität entgegengesetzt, was Nico-Jan Hoogma gar die gelb-rote Karte schon in der eingebracht hatte (57.). Der HSV kämpfte dennoch tapfer weiter – mit Erfolg. In der 86. Minute gelang dem gerade eingewechselten Bastian Reinhard der Siegtreffer zum 2:1.

Trotz des ersten Saisonsiegs steht der HSV mit vier Pünktchen weiter im Tabellenkeller. „Bei dem Zuspruch der Fans ist es eine Schande, da unten zu stehen“, räumte denn auch Jara ein. Markige Worte, die klingen, als wolle hier jemand einer Trainerdiskussion vorbeugen. Und tatsächlich, das stets kritische Medienorchester und Vereinsumfeld spart wohlwollend an überzogener Kritik.

Folgerichtig hatte Jara im Vorfeld des Spiels gegen Rostock alles andere als verunsichert gewirkt. „Die Regeln im Fußball bestehen seit über 100 Jahren. Jeder kann da irgendwie mitreden, so ist es halt.“ Schicksalsergeben scheint sich der Österreicher den Gesetzmäßigkeiten des schnelllebigen Fußballgeschäftes hinzugeben, aber nicht, ohne auf seinen gesunden Abstand zum Bundesligazirkus hinzuweisen. „Ich engagiere mich tausendprozentig für den HSV, aber ich kann auch was anderes machen, auch außerhalb des Fußballs.“

Die eigene Souveränität, die Jara momentan ausstrahlt, gepaart mit dem bemerkenswert rational-ruhigen Umfeld, hat auch auf die Spieler gewirkt. Ohne Zutun des Trainers hatte sich die Mannschaft am vergangenen Dienstagabend zu einem von Sergej Barbarez initiierten Treffen versammelt. Ergebnis des Ganzen war der so genannte „Alsterschwur“.

Die guten Vorsätze nutzten. Stoiker Jara wird dieses Ergebnis als Bestätigung seines Weges betrachten. „Ich gehe meinen Weg, und der war bisher immer von Erfolg gekennzeichnet.“