Denkmal ohne staatlichen Schutz

Premierminister von Tansania kommt morgen auf Staatsbesuch nach Hamburg. Den Tansania-Park in Jenfeld würdigt er keines Wortes und keines Blickes

Handelskammer und Hafenrundfahrt, Airbus-Werk, BischöfInnen und Bürgermeister: Prallvoll ist der Terminkalender des tansanischen Staatspräsidenten Benjamin William Mkapa, wenn er morgen Vormittag zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Hamburg am Dammtor-Bahnhof eintrifft. Zeit zur Besichtigung oder gar offiziellen Einweihung des Tansania-Parks in Jenfeld bleibt da nicht. Ein solcher Programmpunkt „passt nicht in den Terminkalender“, so die Auskunft von Christian Schnee, Pressesprecher von Bürgermeister Ole von Beust (CDU).

Schade eigentlich, hatte doch schon Tansanias Premierminister Frederick T. Sumaye bei seinem Besuch in Hamburg am 5. September der geplanten Eröffnung nicht beiwohnen können. Erst am Morgen war der Festakt mit dem Zweiten Bürgermeister Mario Mettbach (Schill) abgesagt worden – „aus Terminschwierigkeiten“, wie es offiziell hieß.

Kurzerhand hatte daraufhin Horst Junk, Vorsitzender des Kulturkreises Jenfeld, den Park eigenmächtig eröffnet. Immerhin hatten sich an die 80 Gäste eingefunden, welche peinlicherweise nicht rechtzeitig vom Platzen der Veranstaltung unterrichtet worden waren. Selbst die Fraktionsvorsitzenden Michael Freytag (CDU) und Norbert Frühauf (Schill) wohnten dem Schauspiel leicht unschlüssig bei.

In dem umstrittenen Park in der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne wurde ein Kriegerdenkmal „zu Ehren“ der afrikanischen Hilfstruppen aufgestellt, die in Diensten des kaiserlich-deutschen Ostafrika-Korps während des Ersten Weltkriegs kämpften. Es ergänzt ein vorhandenes Denkmal für die deutschen „Schutztruppen“ unter dem Kommando des Wehrmachts-Generals Paul von Lettow-Vorbeck. Von Historikern, Dritte-Welt-Gruppen und der GAL war heftig kritisiert worden, dass dieses Ensemble ohne museumspädagogisches Konzept und ohne Verweise zum modernen Tansania erstellt wurde (taz berichtete mehrfach).

Ob der Tansania-Park nun offiziell eröffnet ist, bleibt indes unklar. Die Staatliche Pressestelle hatte nach dem peinlichen Lapsus erklärt, es werde einen neuen Termin geben. Jetzt verweist Schnee darauf, dass der Park doch bereits „übergeben“ worden sei. „Vielleicht“, so ergänzt er, „wird es noch eine Veranstaltung geben, irgendwann.“

Aber nicht morgen oder übermorgen und nicht mit Staatspräsident Mkapa. Der hatte nach taz-Informationen seinen Premier vor zwei Wochen zurückgepfiffen, um diplomatische Probleme zu vermeiden. Zu umstritten schien ihm der Tansania-Park, als dass diesem höchste Weihen zukommen dürften.

Immerhin lässt der Präsident sich auf dem Laufenden halten. Morgen Abend trifft er sich mit VertreterInnen Hamburger Nichtregierungsorganisationen.

sven-michael veit