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Neue Leiden in der Nachspielzeit

Der Ex-Bochumer Delron Buckley schoss gegen seinen früheren Verein zwar ein Tor zum vermeintlichen Happy-End, mit Mamadou Diabang besiegelte im Gegenzug aber der andere Ehemalige die Bielefelder 1:2-Niederlage

„Wenn uns alle bescheinigen, dass wir gut gespielt haben, hilft das weiter“, meinte Rapolder

BIELEFELD taz ■ Peter Neururer hat in seiner kurzweiligen Trainer-Karriere schon einiges erlebt. Aufstiege, Misserfolge und vor allem dramatische Spielverläufe – Neururer, der den VfL Bochum zuletzt sogar bis in den Uefa-Cup führte, kennt das alles nur zu genau. Vielleicht konnte er deshalb im Anschluss an den 2:1 (1:0)-Sieg seiner Mannschaft bei Arminia Bielefeld am Samstag so allwissend darüber philosophieren, dass Partien, wie sich eine gerade in Ostwestfalen abgespielt hatte, eigentlich normal seien. „Wir kennen das ja, dass genau die Protagonisten in Erscheinung treten, die die größten Berührungspunkte mit dem Gegner haben“, sagte der VfL-Coach.

Erst in der 87. Minute hatte Delron Buckley, der bis zur letzten Saison neun Jahre das Bochumer Trikot getragen hatte, den eigentlich verdienten 1:1-Ausgleich für die Bielefelder erzielt. Weil aber auch die Gäste einen Ehemaligen in ihren Reihen hatten, konnte das nicht der Endstand sein. Mamadou Diabang köpfte in der Nachspielzeit noch den Bochumer Siegtreffer und offenbarte danach diebische Freude. Denn Diabang war früher halt ein Bielefelder.

Während sich der Senegalese mit Wonne vom ostwestfälischen Anhang auspfeifen ließ, sackte Buckley in sich zusammen. Die beiden vergangenen Jahre in Bochum hatte der Stürmer unlängst als „die schlimmsten meines Lebens“ bezeichnet. Nur noch sporadisch wurde er damals von Neururer berücksichtigt und war schließlich froh, als ihm der Absprung gelang.

Nun erfuhr das Leiden aber eine Nachspielzeit. Fest davon überzeugt sei er gewesen, dass ihm nach dem 1:1 auch noch der Bielefelder Siegtreffer gelingen würde. „Mit dem 1:1 hätte ich auch gut leben können, weil wir ein ganz starkes Spiel gezeigt haben und die Partie zu 80 Prozent beherrschen konnten“, sagte Buckley, der dann aber von „einem schweren Rückschlag“ sprechen musste: „Auch für mich, weil ich sehr viel in diese besondere Partie investiert habe.“ Gewiss sei er sich jedoch, dass sich Bielefeld davon erholen werde, „weil in der guten Mannschaft eine gute Moral steckt.“ Manche wollten bei diesen Worten sogar kleine Tränen in den Augen des Stürmers gesehen haben.

Sein Trainer Uwe Rapolder ahnte allerdings schon beim Abpfiff, dass dies ein schweres Unterfangen wird. Die Arminia hatte Bochum zwar den Schneid abkaufen und mit gefälligem Kombinationsfußball überzeugen können, in Strafraumnähe war es mit der Herrlichkeit aber vorbei. Weil Tomasz Zdebel eine Ecke direkt zum 0:1 verwandelte, liefen die Hausherren lange dem Rückstand hinterher und waren so glücklich, als ihr erstes Saisontor endlich gefallen war. „Wir hatten gerade den Glauben zurückgefunden, kurz darauf war alles schon wieder zerstört“, fasste Rapolder sichtlich benommen die Schlussminuten zusammen. Zu naiv sei sein Team gewesen, weil es den späten Sieg wollte und stattdessen in die Niederlage rannte.

Da nutzte auch das Lob der Bochumer nichts. Während VfL-Vorstand Dieter Meinhold glaubte, dass „wir grottenschlecht auftraten“ und Neururer den Bielefeldern bescheinigte, dass sie „die viel bessere Mannschaft waren“, dachte Rapolder schon an die Folgewirkungen: „Wir spielten mit Leidenschaft und waren zweikampfstark, müssen in so einem Match aber auch die Tore machen.“ Weil das nicht geschah, fühlt sich der Coach jetzt in psychologischer Hinsicht gefordert. „Wenn uns alle bescheinigen, dass wir gut gespielt haben, hilft das weiter“, meinte Rapolder, der trotzdem zugeben musste, dass man nicht beliebig zaubern könne. Nach dem direkten Wiederaufstieg, der letzte Saison mit einem furiosen Schlussspurt gefeiert wurde, hatten das viele schon vorausgesetzt. Mittlerweile scheint die Euphorie im Bielefelder Umfeld wieder dahin zu sein.

In Bochum dürfte das niemanden interessieren. Natürlich sei man nicht toll gewesen, aber da mit den Uefa-Cup-Spielen gegen Standard Lüttich und dem DFB-Pokal in Freiburg schwierige Wochen vor dem VfL liegen, „zählt nur der Sieg“, wie Philipp Bönig erklärte. Der Bochumer wollte damit ausdrücken, dass man beim Tanz auf drei Hochzeiten bisweilen eben zwangsläufig zum Minimalisten werde.

ROLAND LEROI

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