Greinen bis zum Gold

Hicham El Guerrouj spurtet mit seinem zweiten Gold in die Spuren von Paavo Nurmi

ATHEN dpa/taz ■ Nah am Wasser gebaut war Hicham El Guerrouj schon immer. Diesmal hatte er innerhalb von drei Tagen zum zweiten Mal allen Grund zum Heulen: Nach seinem Olympiasieg über 1.500 Meter triumphierte der Marokkaner in Athen auch über die 5.000 Meter und ist damit in die Leichtathletik-Geschichtsbücher gelaufen. In 13:14,39 Minuten vollendete El Guerrouj das historische Doppel, das zuvor nur dem legendären Finnen Paavo Nurmi 1924 in Helsinki gelungen war. „Das ist ein großer Tag für mich. Ich habe immer davon geträumt, zwei Goldmedaillen zu gewinnen. Nurmi ist eine Legende, er hat zu seiner Zeit Geschichte geschrieben. Ich habe jetzt diese zwei Goldmedaillen gewonnen“, sagte El Guerrouj, ausnahmsweise mal nicht weinend, sondern zufrieden lächelnd.

Noch im Vorjahr bei den Weltmeisterschaften in Paris war dem Marokkaner dasselbe Vorhaben missglückt. Der Kenianer Eluid Kipchoge gewann dort vor ihm und dem Äthiopier Kenenisa Bekele. Nun drehte El Guerrouj den Spieß um. Er siegte vor 10.000-m-Olympiasieger Bekele (13:14,59) und Kipchoge (13:15,10). „Sie haben einen Fehler gemacht. Ihre Stärke ist der Rhythmus, meine der Spurt“, urteilte El Guerrouj, „ich war sehr, sehr entspannt im Rennen. Ich habe die anderen die Arbeit machen lassen bis zu den letzten 100 Metern. Das war ein perfektes Rennen.“

Für El Guerrouj ging damit eine einmalige Woche zu Ende. Der Weltrekordler hatte am Mittwoch über 1.500 Meter sein acht Jahre währendes Olympia-Trauma besiegt, nachdem er 1996 in Atlanta gestürzt war und 2000 in Sydney vom Kenianer Noah Ngeny geschlagen wurde.