Dubai im Schatten von Cancún

Ab heute tagen Weltbank und Internationaler Währungsfonds in Dubai. Neben der Lage der Weltwirtschaft im Allgemeinen und der Situation der Schwellen- und Entwicklungsländer im Besonderen steht die geplatzte WTO-Konferenz im Mittelpunkt

aus Berlin KATHARINA KOUFEN

Vier Themen stehen auf der Tagesordnung, wenn sich der Internationale Währungsfonds und die Weltbank heute und morgen in Dubai treffen: die Lage der Weltwirtschaft, die Analyse der Schwellenländer, die Stabilität der Finanzmärkte und „entwicklungspolitische Themen“, wie das Bundesfinanzministerium vorab informierte.

Neben diesen Schwerpunkten sind zahlreiche informelle Treffen geplant. So plaudern die Zentralbankchefs der reichen G-8-Länder mit ihren Kollegen aus diversen arabischen Ländern sowie Pakistan, Malaysia, Indonesien, China, Indien und den Philippinen über „Maßnahmen zur Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung“. Und natürlich wird es immer wieder um die Welthandelskonferenz gehen, die vorletztes Wochenende in Cancún geplatzt ist. Schon im Vorfeld drängte der IWF auf eine schnelle Wiederaufnahme der Welthandelsgespräche.

Der freie Handel ist nach Ansicht von IWF und Weltbank Voraussetzung für Armutsbekämpfung in den Entwicklungsländern. Selbst wenn in Cancún nur ein teilweiser Abschluss zu Stande gekommen wäre, wären nach Berechnungen der Weltbank in ihrem neuesten Entwicklungsbericht 144 Millionen Menschen bis 2015 über die Armutsschwelle gekommen.

Die Weltbank kritisiert zudem, dass Schulen und Kliniken für die Ärmsten der Welt sehr zu wünschen übrig ließen. Ohne eine erhebliche Verbesserung sei das Ziel der Vereinten Nationen, die Armut bis zum Jahr 2015 zu halbieren, nicht zu erreichen, mahnt die Bank in dem Report, der im Vorfeld der Tagung in Dubai vorgestellt wurde. Bei Überraschungsbesuchen in 200 indischen Grundschulen hätten die Autoren festgestellt, dass in der Hälfte überhaupt kein Unterricht stattfand. In Äthiopien seien 45 Prozent der Grundschullehrer an mindestens einem Tag der Woche vor dem Besuch gar nicht zum Unterricht gekommen.

Die Weltbank fordert, die Nutznießer selbst stärker zu beteiligen, etwa durch Elterninitiativen an Schulen. Gutes Management von Schulen und Kliniken könne finanziell belohnt, schlechter Service bestraft werden. Als positive Beispiele nennt die Weltbank Programme in Mexiko, die Familien mit Geld belohnten, wenn sie ihre Kindern regelmäßig zur Schule und zum Arzt schickten. Die Kinderkrankheiten seien dabei um 20 Prozent zurückgegangen. Acht Prozent mehr Mädchen seien auf weiterführende Schulen geschickt worden.

Ebenfalls im Vorfeld der Tagung ist unter den Finanzministern eine Diskussion über die weltweite Wechselkurspolitik entbrannt. Vor allem die USA forderten „freiere Kurse“ und zielten damit auf China und Japan ab. Beide Länder halten ihre Währungskurse künstlich niedrig, damit sie ihre Waren auf dem Weltmarkt billiger verkaufen können. Japans Finanzminister erwiderte bereits, er werde seine Politik nicht ändern.

Ein weiteres Thema ist die bald schon notorische Finanzkrise Argentiniens. Finanzminister Roberto Lavagna teilte in Dubai mit, sein Land wolle bei den Schulden von etwa 100 Milliarden Dollar bei privaten Gläubigern einen Kapitalschnitt von 75 Prozent. Die Gläubiger hingegen fordern den Nominalwert ihrer Schuldscheine, die Argentinien seit Januar 2002 nicht mehr bedient.

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