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: Regieren im Dreivierteltakt

„Der Fürst von Monaco“

(Di., 20.15 Uhr, ZDF)

Prinzessin Diana mag die Königin der Herzen gewesen sein. Die erste europäische Medienprinzessin war sie nicht. Das war Grace Kelly alias Gracia Patricia von Monaco. Denn im „Märchenland“ Monaco regiert seit 1949 die PR in Gestalt des geschäftstüchtigen Fürsten Rainier: Nicht nur die Rechte für die Hochzeitsfotos verkauft er – 1956 ein absolutes Novum – meistbietend. Auch die Schwangerschaften seiner Frau macht er zum medialen Großereignis. „Grace war eine unglaubliche Werbung für das Fürstentum“, urteilt Rainier rückblickend.

So spricht kein verliebter Ehemann, sondern der Chef eines Familienunternehmens names Monaco. Trotzdem können die Filmemacherinnen Sabine Kemper und Iris Toussaint nicht widerstehen, die große Romanze zwischen dem einsamen Fürsten und dem schönen Hollywoodstar zu beschwören.

Aber das ist nur eins von vielen Themenhäppchen, die die Dokumentation serviert. In hektischem Wechsel wird eine Vielzahl von Aspekten angerissen und dabei der historische Bogen weit gespannt: vom Aufstieg des Fürstentums zum Spieler-Eldorado im 19. Jahrhundert über Rainiers Erfahrungen als Scheidungskind bis hin zur Rolle des Reeders Onassis bei der Entwicklung Monacos in den 50er-Jahren. Trotz der zahlreichen Überblendungen und der musikalischen Daueruntermalung mit Walzer fügen sich diese Einzelteile nicht zu einem schlüssigen Ganzen zusammen. Was dem Film fehlt, ist eine klare Fragestellung: Geht es um ein Porträt Rainiers oder um eine allgemeine Geschichte Monacos? Oder ist es doch nur eine der typischen Adels-Dokus, die ein Publikum bedienen will, das sonst seine Informationen aus dem Goldenen Blatt bezieht?

Dabei wirft der Film einige kritische Punkte auf, die zu vertiefen sich gelohnt hätte: etwa die Geschäfte von Rainiers Großvater mit den Nazis, über die die Fürstenfamilie bis heute schweigt.

Stattdessen schwelgt die Doku in Bildern von rauschenden Festen und den Reichen und Schönen beim Geldausgeben im Casino. Und pflegt damit genau das Image von Monaco, das der gewiefte Fürst seit 50 Jahren aufzubauen bemüht ist.

MEIKE RÖHRIG