Soll eine Musikhalle aufs Gelände des Real-Markts?

ja

Hamburg kann eine neue Musikhalle für Popmusik gut gebrauchen: die Alsterdorfer Sporthalle hat kein Flair und ist mit ihren 7.000 Plätzen für viele Bands zu groß, das Docks als nächstgrößter Saal mit 1.500 Plätzen für viele zu klein. Wo aber, wenn nicht auf Sankt Pauli wäre die Halle am rechten Ort? In Wandsbek? Oder etwa in Wilhelmsburg? Der traurige Fall Kampnagel in Barmbek, wohin sich trotz bestem und manchmal auch massentauglichem Programm nur die Wenigsten verirren, sollte Warnung genug sein, dass zumal in der Kultur der Zentralismus nicht aus dem Blick geraten sollte. Wenn aber auf Sankt Pauli, wo, wenn nicht auf dem Gelände des Real-Markts?

Auch fürs Viertel wäre die Halle ein Gewinn, für die Bars ringsum. Schließlich heißt es für viele: Nach dem Konzert die Kneipentour. Gerade wer die Gentrifizierungsgefahr auf Sankt Pauli nicht unterschätzt, dürfte sich darum freuen. Der Cluster aus Dom, Fußballstadion und Rockpalast: Das wäre ein Fels, an dem alle Aufhübschungsbestrebungen auf Jahrzehnte zerschellten; wäre eine gigantische Schmutzschleuder, die der Passion der Reinheit, die in den Herzen der Metropolen um sich greift, einen Strich durch die Rechnung zöge; wäre die geballte Faust wider die Ordnung. MAP

nein

Geht’s noch? Ein weiterer Massen-Magnet rund ums Heiligengeistfeld ist grober stadtplanerischer Unfug.

Wer das nicht von selbst einsieht, sollte die Gegend mal besuchen. Sagen wir an einem Freitagabend. Vom S-Bahnhof Sternschanze schieben sich Pulks von Jugendlichen Richtung St. Pauli. Der Dom hat seinen stärksten Besuchertag. Aus den Messehallen strömen tausende Besucher der Publikumsmesse „Du und deine Welt“. Das Theater Fliegende Bauten meldet ausverkauftes Haus. Im Knust spielen Tomte, ebenfalls knackvoll. Schon seit Wochen gibt es keine Karten mehr für den Auftritt von Outcast im Uebel & Gefährlich im Hochbunker Feldstraße. St. Pauli hat ein Heimspiel – Vollsperrung von Feldstraße und Budapester Straße. Und dazu noch 4.000 Besucher des Motörhead-Konzerts in der neuen „St. Pauli Music Hall“? Das ist Wahnsinn.

Schon heute schnappen sich die Nutzergruppen gegenseitig die Parkplätze weg oder geraten am U-Bahnhof Feldstraße aneinander. Die Menschen im Karoviertel haben die ganze Nacht den Parksuchverkehr am Hals, morgens geht es mit dem Flohmarktbeschickern weiter. Zum Brötchenholen schieben sie sich durch den Shopping-Mob über die Marktstraße. Irgendwann ist auch mal gut. JANK