Lufthansa verpasst den Anschluss

Die Schweizer Airline gibt den Deutschen einen Korb und tritt nun der britisch dominierten Allianz Oneworld bei. Derweil planen Air France, Al Italia und KLM die Fusion und könnten den Kern eines neuen internationalen Schwergewichts bilden

von KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Die Krise der Branche lässt die Airlines spätestens seit dem Anschlag auf das World Trade Center nach Übernahmekandidaten schielen, um das eigene Geschäft zu konsolidieren. Die deutsche Lufthansa schien auch schon fündig geworden zu sein. Die angeschlagene Airline Swiss wollte man sich einverleiben, doch gestern gaben die Schweizer den Deutschen überraschend einen Korb. Swiss schloss sich der von British Airways (BA) dominierten Allianz Oneworld an.

Derweil bemühen sich Air France und die niederländische Fluggesellschaft KLM um eine Fusion; angeblich sind nur noch Details zu klären. Auch die Alitalia will aufspringen, gestern verständigten sich offenbar Italiens Premier Silvio Berlusconi und Frankreichs Staatschef Jaques Chirac am Rande der UN-Vollversammlung in New York über diese Frage. Während sich also die Konkurrenz neu um die Lufthansa formiert, geht die Lufthansa selbst leer aus. Bisher ist die deutsche Airline im Bunde mit ihrer Star Alliance weltweit noch der Marktführer vor Oneworld. Doch es wird enger.

Die Lufthansa verliere durch die Aufnahme der Swiss in den BA-Verbund „etwas von ihrer Marktstellung“, konstatierte gestern denn auch ein Wertpapierhändler des renommierten Brokerhauses Lang & Schwarz an der Börse in Frankfurt. Derweil fiel die Aktie zum Nachmittag um 1,7 Prozent. Das wird den Shareholdern der Airline nicht schmecken. Ihre Aktien waren nur noch 12,33 Euro das Stück wert. Dabei hatte ihnen der Konzernvorstand versprochen, den schwachen Kurs der Aktie „nachhaltig zu verbessern“.

Damit wird es vorerst nichts. Denn innerhalb der Star Alliance kränkelt mit United Airlines ausgerechnet der wichtigste Partner. Und daheim steht Lufthansa wegen der Billigflieger unter Druck. Der wird noch zunehmen, wenn die Fusion von Air France, KLM und Alitalia tatsächlich gelingt. Noch gibt es Widerstände vor allem in den Niederlanden. Und das nicht nur von Gewerkschaftern, die weiteren Stellenabbau befürchten. Die Niederländer bangen auch um die Identität ihres „nationales Unternehmens“, das vielleicht hinter dem Namen Air France verschwinden könnte.

Analysten vor allem der deutschen Großbanken sehen dennoch nicht ganz so schwarz für die Lufthansa. Oneworld habe mit der Swiss schließlich einen im Kern doch „maroden Laden“ übernommen, der zuletzt rund 50 Millionen Schweizer Franken (32 Millionen Euro) Miese pro Monat erwirtschaftete. Nach Schätzungen von Analysten benötigt Swiss akut eine Finanzspritze zehnfacher Höhe. Viel Geld, das auch die BA nicht hat.

Die Briten haben den Schweizern lediglich eine Bürgschaft über 50 Millionen SF zugesichert. Nur weil die Großbanken UBS und Credit Suisse mitspielen und Geld für Swiss bereitstellen, konnte sich Swiss den Luxus der Partnerwahl überhaupt erlauben. Ansonsten wäre es wohl auf Lufthansa hinausgelaufen.

Für den Chef von Swiss, André Dose, ist die Entscheidung des Vorstandes für Oneworld ein Votum für „mehr unternehmerische Eigenständigkeit und Freiheit“ gewesen. Eine Allianz sei schließlich nur ein Verbund von Unternehmen. Lufthansa habe dagegen auf der Integration der Swiss in den deutschen Konzern bestanden.