Oskar teilt kräftig aus

Vor dem Auftritt auf der Leipziger Montagsdemo greift der Saarländer erneut Regierungspolitik an. Kanzler gelassen

BERLIN afp ■ Vor seinem umstrittenen Auftritt bei der Leipziger Montagsdemonstration hat Ex-SPD-Chef Oskar Lafontaine den Reformkurs von Bundeskanzler Schröder (SPD) erneut scharf attackiert. Die Menschen würden zu Recht gegen die Reformen protestieren, denn die Gerechtigkeit werde „eklatant verletzt“, sagte Lafontaine gestern dem Sender N24. Er betonte: „Die oberen Zehntausend bereichern sich weiter, indem sie die Steuer für sich selbst senken, und gleichzeitig predigen sie dem Volk Wasser.“

Der Kanzler reagierte gelassen auf den Auftritt. Andere SPD-Politiker ermahnten Lafontaine hingegen zur Mäßigung. Er solle die Leute in Leipzig nicht aufhetzen. Die Montagsdemonstrationen sollten diesmal auf rund 200 Städte ausgeweitet werden.

Lafontaine sagte, der Kanzler habe sechs Jahre lang Zeit gehabt, die Arbeitslosigkeit zu senken. Dies sei nicht gelungen,daher habe sich gezeigt, „dass der Weg falsch war“. In Leipzig wolle er „einige Alternativen vorstellen“. Er forderte eine expansive, auf Wachstum ausgerichtete Politik. Außerdem wies er Vorwürfe zurück, er schade seiner Partei oder spalte die Nation. Diejenigen, die Politik gegen das Volk machten, schadeten der SPD.

Schröder versicherte mit Blick auf Lafontaine: „Es ist das Recht eines jeden, auf solch einer Veranstaltung zu sprechen.“ Für diese demokratische Gepflogenheit mache er sich auch dann stark, wenn die Äußerungen nicht als Unterstützung seiner Politik gewertet werden könnten, sagte der Kanzler der Leipziger Volkszeitung.